Skifahren in Tschechien
Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu einer weiteren Ausgabe von Regionaljournal. Die Wintersaison hat in vielen Ländern bereits begonnen, die neugierigen Skifahrer haben ihre Ski aus dem Keller oder vom Dachboden geholt und sie möglicherweise auch schon für diesen Winter eingefahren. So auch in Tschechien, wo man zwar auf den echten tiefverschneiten Winter noch wartet, in einigen Wintersportorten die Skipisten jedoch schon eröffnet wurden. Andererseits warten manche Pisten noch auf den ersten kräftigen Schneefall. Mehr hierzu in den folgenden Minuten, in denen Sie Joern Nuber und Dagmar Keberlova am Mikrophon begleiten.
Der Gipfel des Altvaters/Praded im gleichnamigen nordmährischen Gebirge ist ein attraktiver Ort - sowohl im Sommer als auch im Winter. Gleiches gilt für das umliegende Gebirgsmassiv. Im Sommer ist es eine perfekte Gegend für Wanderungen, im Winter sind viele Skifahrer sowie Langläufer zugegen. Aufgrund seiner Höhe von über 1400 Metern kann man auf dem Altvater oft bis zum Mai auf den Skis unterwegs sein. Kurz gesagt: er stellt die beste Skigegend von Mähren dar. Diesen Winter werden sich die Skifreudigen aber noch länger anstellen müssen. Nach einer Entscheidung von Umweltminister Milos Kuzvart in der vergangenen Woche wurde nämlich ein Skilift ganz geschlossen und ein weiterer muss gekürzt werden. Diese Entscheidung ist nicht aus heiterem Himmel gekommen. Den Streit um die umweltverträgliche Nutzung der hiesigen Skilifts führen die Naturschützer und die Liftbetreiber sowie Hoteliers seit ungefähr 10 Jahren, seitdem die Auslastung des Areals immer mehr angestiegen ist. Zu seiner Entscheidung meinte der tschechische Umweltminister folgendes:
"Ein Naturpark, der wie eine Übungsstelle für Panzer aussieht, ist für mich keine Reservation mehr."
Die Entscheidung des Ministeriums begrüßten naturgemäß die Naturschützer. In einem Gespräch für Radio Prag bestätigte dies Jan Halfar, der Chef des Naturschutzgebiets Jeseniky:
"Die Entscheidung halte ich für sehr weise. Meiner Meinung nach wird sie auch zur Beruhigung der Situation in der Region beitragen. Der Beschluss ist nicht nur gut für die Natur, sondern für die ganze Region."
Die Gründe, das Skifahren auf dem majestätischen Berg einzuschränken, seien den Naturschützern zufolge im Einklang mit dem Gesetz über den Schutz der Landschaft, was formell gesehen ja so gut wie noch nichts heißt. Konkret solle es wiederholt zur Beschädigung der Naturschutzzone gekommen sein. Aufgrund des Skisports kommen die Wiesen und der Wald zu Schaden sowie Dutzende von Tieren und Pflanzen, so die Naturschützer. Doch die Skifahrer selbst seien nicht die schlimmsten, meinte Herr Halfar und ergänzte:
"Primär wird die Natur durch die Arbeit der Pistenmaschinen und die Nutzung weiterer Mechanismen zur Pistenaufbereitung beschädigt. Die Skifahrer schaden der Natur erst in zweiter Linie und in einem kleineren Ausmaß."
Der Liftbetreiber soll den Naturschützern zufolge die Pisten mit den schädlichen Einwirkungen auch bei wenig Schnee aufbereitet haben. Zudem seien die Pisten auch dann nicht geschlossen worden, wenn nicht genug Schnee lag. Dafür wurde er von den Naturschützern zweimal bestraft. Die Skilifte hatten bis zum Frühjahr eine Ausnahmegenehmigung, und zwar alle sechs, nicht nur der eine, der Josef Figura gehört und der jetzt geschlossen werden muss. Zu Ende des Sommers hatte das Ministerium entschieden, dass bei zweien der sechs Skilifte die Ausnahmegenehmigung nicht verlängert wird. Dies wurde nun auf die Schließung des einen Liftes und die Verkürzung eines weiteren reduziert. Josef Figura erklärte daraufhin, dies sei ein Angriff gegen seine Person und man wolle ihn ruinieren. Was so nicht wirklich stimmen kann, denn Herr Figura wird mit seinen weiteren drei Liften einen ziemlich sicheren Gewinn einfahren. Umweltminister Kuzvart meinte zur Person des Betreibers:
"Die Vorstellung, dass ein Unternehmer Gewinne zu Lasten der Natur erzielt, halte ich für inakzeptabel."
Aber Josef Figura war bei weitem nicht der einzige, der gegen die Entscheidung des Umweltministers protestiert hat. Das Altvatergebirge ist eine Region, wo der Tourismus eine wichtige Rolle spielt und für viele die einzige Verdienstmöglichkeit bedeutet. Die Region gehört zu denjenigen mit einer höheren Arbeitslosigkeit in der Tschechischen Republik. Die unternehmerischen Aktivitäten auf diesem Gebiet sind daher sehr wichtig für die Menschen der Region. Hierzu sagte die stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Ludvikov, Dana Selingerova:
"Mit den unternehmerischen Aktivitäten versteht man die Gründung von Hotels, Restaurants und so weiter. Wenn uns die Gefahr der Schließung des Skiareals oder eines Teils und in der Folge dann des ganzen droht, dann ist dies keine Unterstützung der unternehmerischen Aktivitäten, sondern im Gegenteil ihre Liquidierung."
Gegen den Ministerentscheid stellten sich neben den Unternehmern, die am Tourismus im Altvatergebirge verdienen - also Liftbetreiber, Reisebüros und Hoteliers - auch weitere Bürger. Die Vertreter der Reisebüros, der Liftbetreiber und der Hoteliers haben eine Petition zusammengefasst, mit der sie einen großen Erfolg hatten. Bis heute ist sie ungefähr 25 000 Menschen unterschrieben worden. Gegner der Entscheidung findet man aber nicht nur unter den Skifans, sondern auch in den Bürgern aus der Nähe des Altvaters. Einige wollen, dass das Naturschutzgebiet verkleinert wird. Was wollen sie dort schützen? Gras? Die verkrüppelten Bäume? Die paar Blumen? Das Naturschutzgebiet soll verringert werden und dann von den Naturschützern streng bewacht werden, sagte Miroslav Dvoracek für die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes".
Sicherlich ist es schwierig zu entscheiden, wer recht hat und was vorzuziehen ist. Während Josef Figura von bis zu 2000 bedrohten Arbeitsplätzen sprach, rechnete das Arbeitsamt höchstens den Verlust von einem Dutzend Arbeitsstellen auf. Und wenn man nur die Bedingungen für den Pistenbetrieb einschränken würde? Davon hält Jan Halfar, der Chef der Naturschützer, auch nicht viel:
"Dies wäre für die Natur negativ, die Einflüsse sind bereits über eine lange Zeit spürbar und weil es wiederholt zu Schäden kam, nahm es jetzt das Ende, dass die Ausnahmegenehmigung nicht mehr erteilt wurde."
Was wohl das Resultat sein wird? Das wird sich wahrscheinlich erst nach dem Winter zeigen. Werden weniger Skifahrer kommen? Werden sie in größeren Zahlen auf weniger Pisten fahren, häufiger die vorgegebene, allerdings überfüllte Piste verlassen? Werden manche Hotels schließen müssen? Erst mit der Zeit wird es sich zeigen, ob durch diese Entscheidung einige Blumenarten gerettet wurden, wenn sie nicht an anderen schädlichen Einflüssen unserer wenig verantwortlichen Lebensweise sterben.