Maria Hilf bei Zuckmantel
Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, da sind wir mit einer neuen Ausgabe der Touristensprechstunde. Einen heiligen und wundersamen Ort wollen wir heute besuchen, den Wallfahrtsort Maria Hilfe bei Zlate Hory (Zuckmantel), der im nordmährischen Altvatergebirge, dicht an er Grenze mit Polen liegt. Der Ort hat eine sehr reiche Geschichte. Es wurde dort zunächst eine Holzkapelle und später eine Kirche errichtet. Dann kam jedoch die Zeit des Kommunismus und das Gotteshaus wurde dem Boden gleich gemacht, so dass man überhaupt nicht ahnen würde, dass dort früher etwas gestanden hätte. Glücklicherweise hat die Geschichte jedoch ein positives Ende. Die Kirche steht wieder und kann erneut Pilger zu Maria-Wallfahrten begrüßen. Auch wir werden wir uns hin heute begeben. Am Mikrophon begrüßen Sie Lothar Martin und Markéta Maurová.
Wie ist eigentlich die Kirche in der Waldeinsamkeit entstanden? Davon spricht der Pfarrer aus Zlate Hory, Pater Stanislav Lekavy.
"Während des Dreißigjährigen Krieges, als die Leute in diesen Wäldern Zuflucht fanden, hat eine Mutter, etwa hier, einen Sohn geboren. Sie gab ihm den Namen Martin. Und als Dank versprach Sie der Jungfrau Maria, ein Bild für sie malen zu lassen."
Die Qualen des Krieges gerieten auch in die schlesischen Berge. Als die Schweden 1647 zur Stadt Zuckmantel kamen, verließen die Bewohner ihre Häuser und retteten bloßes Leben durch Flucht in die Berge. Unter den Flüchtlingen war auch die Frau des dortigen Metzgers Anna Tannheiser, die sich gerade in gesegneten Umständen befand. Sie fand einen sicheren Ort etwa eine Stunde von der Stadt entfernt, auf dem Berg mit dem Namen Gottesgabe. Auf der Stelle, die ein Felsen wie eine Mauer schützte und eine große Tanne überdachte, wurde sie nicht vom Feinden bedroht. Gerade dort kamen jedoch Geburtswehen. Die verzweifelte Frau bat den Gott um Hilfe und die Jungfrau Maria um Fürbitte - und wurde erhört. Am 18. Juli hat sie einen gesunden Sohn zur Welt gebracht, der den Namen Martin bekam. Aus Martin wurde ein geehrter Mann und sogar Mitglied des Stadtrates. Das Versprechen der Anna Tannheiser, ein Bild der Jungfrau Maria malen zu lassen, erfüllte erst Martins Tochter, Dorota Weis.
"Das Bild wurde dann auf den Baum gehängt, unter dem das Kind geboren wurde. Und man erzählt, dass um das Bild ein Licht strahlte. Es deutete den Wanderern, die kamen und unter dem Altar beteten, an, dass es sich um etwas außerordentliches handelt. Später wurde eine kleine Holzkirche errichtet und das Bild befand sich in dieser Kirche."
Dies passierte im Jahre 1718 und schon im folgenden Jahr wurde der Ort zu einem Wanderungsziel vieler Pilger. Es kamen immer mehrere Verehrer der Jungfrau Maria. In den ersten zehn Jahren berichtete man von mindestens fünf wundersamen Heilungen. Auf Wunsch der Christen aus Zuckmantel stimmte das Bischofsamt in Breslau zu, das wundersame und schöne Bild - die Kopie der berühmten Passauer Madonna mit dem Kind von Lucas Cranach - aus der Waldkapelle in die dortige Pfarrkirche zu übertragen.
"Und es kam die Welle eines gewissen Niedergangs. Unter Joseph II. sollte die Kirche sogar niedergerissen werden. Dazu kam es nicht, nur wurde das Bild in die Kirche Mariä Himmelsfahrt gebracht, wo es bis heute hängt. Hier oben ist eine Kopie. Und als die Zeit eines erneuten religiösen Lebens, eine gewisse Auferstehung nach dem Niedergang kam, wurde hier eine große Kirche gebaut.
Mit einer goldenen Schrift hat sich Erzpriester Philipp Dittrich in die Geschichte von Maria Hilf eingeschrieben, der 1830 nach Zuckmantel kam. Die zunehmenden Ströme der Pilger führten ihn zur Idee, eine größere Kirche zu errichten. Auf die Frage, wo er in dieser armen Landschaft Geld dafür gewinnt, antwortete Dittrich: "Ich kenne eine Dame, die einen unschätzbaren Reichtum besitzt und die uns sicher zur Hilfe kommt. Desto mehr, dass die Kirche zu ihrer Huldigung bestimmt sein wird." Sein Vertrauen erwies sich als richtig. Als die Leute vom Bau erfuhren, trugen sie mit allem bei, was sie zur Verfügung hatten. Die Reichen mit Geldgaben, die Armen mit ihrer eigenen Arbeit.
Der Grundstein wurde 1834 gelegt und zur feierlichen Einweihung kam es am Festtag Mariä Geburt, am 8. September 1841. Die Berühmtheit der Kirche wuchs und verbreitete sich auch unter den polnischen Katholiken, die regelmäßig nach Zuckmantel pilgerten. Schrittweise wurde auf dem Berg auch ein Kreuzweg gebaut. In der Kirche wurde ein neues Pflaster gelegt, eine Lourdes-Grotte errichtet, aus den Gaben der Gläubigen wuchsen die Santa Casa, das sog. Gerichtstor und weitere Kapellen. Vor dem zweiten Weltkrieg kamen bis zu 100 Tausend Pilger pro Jahr zur Maria Hilf.
Die Entwicklung und Blütezeit des Wallfahrtsortes beendete das Jahr 1955. Am 24. Mai diesen Jahres erhielt das Pfarramt in Zuckmantel einen Befehl, der hieß, die Gottesdienste in der Kirche Maria Hilf zu beenden. Als Grund für die Schließung der Kirche nannte man u.a. die Bergarbeiten und Erzforschung in der nahen Umgebung. Fast zwanzig Jahre stand die Kirche geschlossen, und war zum allmählichen Verfall verurteilt. Ende der 60er Jahre erschien noch einmal die Hoffnung und man eröffnete sogar die Generalrenovierung der Kirche. Diese glücklichere Zeit dauerte jedoch nicht lange.
Die letzten Zeilen des traurigsten Kapitels des Wallfahrtsortes schrieb man am 16. Mai 1973. Auf den Berg begab sich eine Delegation der Kreisfunktionäre, um an Ort und Stelle über das weitere Schicksal der Kirche zu entscheiden. Eigentlich war jedoch das Urteil schon längst vorher gefallen. Es blieb nur noch zu befehlen: das Gerüst um die Kirche wurde auseinandergenommen, Baumaterial weggebracht, die Renovierung wurde gestoppt.
Und weil es die Arbeiter aus Zuckmantel ablehnten, die Vernichtungsarbeit durchzuführen, wurde dazu ein Kommando aus Brünn einberufen. Die Liquidierung wurde von der Geheimpolizei gemeinsam mit Milizionären und dem Heer des Innenministeriums geleitet. Am 22. September war alles vorbei. Ein Ausbruch verkündete in der Umgebung, dass die Kirche nicht mehr existiert. Und was der Sprengstoff nicht schaffte, das ebneten Planierraupen. Gar nichts sollte daran erinnern, dass dort einmal ein Gotteshaus stand. Die Leute aus der Umgebung wollten jedoch nicht vergessen, was den Mächtigen ein Dorn im Auge war.
"Es störte sie eine Tatsache: Trotz der Vernichtung kamen immer Leute hierher, um hier obwohl geheim zu beten. Gerade der Kreuzweg, der heute um 9 Uhr Abends stattfindet, ist eine Tradition. Man ging den Kreuzweg zur Kirche und später, nachdem sie zerstört worden war, ging man zu diesem Ort in der Nacht. Dies ist also aus der Zeit der "Finsternis" erhalten geblieben."
Der November 1989 brachte eine Wende und schob die Sachen rasch vorwärts. Schon im Februar wurde ein Vorbereitungsausschuss für die Erneuerung des Wallfahrtsortes der Maria Hilfe bei Zuckmantel. Am 22. April desselben Jahres fand eine berühmte Wallfahrt auf den südmährischen Velehrad, wo Papst Johannes Paul II. eine Messe unter Teilnahme von Hunderttausenden Gläubigen zelebrierte. Und der Papst weihte bei diesem Anlass den Grundstein für einen neuen Bau der Frauenkirche in Zuckmantel.
Zu dem traurigen Raum voll von Kletten und Brennesseln brachte man während eines in der Nacht veranstalteten Kreuzwegs ein Kreuz. Der Platz war gereinigt und für die erste Massenveranstaltung im August vorbereitet. Weitere Monate verliefen im Zeichen der Vorbereitungen auf den Bau einer neuen Kirche. Diese wurde am 23. September 1995 feierlich eingeweiht. An der Eröffnung nahmen neben hohen Kirchenfunktionären 12.000 Pilger aus Schlesien, Mähren, Böhmen, Deutschland und Polen teil.