Pressestimmen zum tschechischen Wahlkampf
Nicht nur die Woche seit unserer letzten Sendung ist schnell vergangen. Ein hohes Tempo ist gegenwärtig auch für die tschechische Innenpolitik bezeichnend. Den Grund dafür kennen Sie wahrscheinlich bereits. Es sind die Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus, die in knapp drei Wochen stattfinden werden und derem Ausgang nicht nur nicht nur von den Politikern, sondern auch von den Zeitungskommentatoren mächtig entgegengefiebert wird.
Doch zunächst zum laufenden tschechischen Wahlkampf. Obwohl im Vergleich zu Jahr 1998 den diesjährigen Kampf um die Stimmen der Wähler eine Materialschlacht sondergleichen begleitet, stellen vor allem die tschechischen Zeitungskommentatoren immer wieder fest, dass die Parteien und Politiker noch nie mit ähnlich inhaltsleeren Aussagen in Erscheinugn traten, wie in diesem Jahr. Was das für Folgen haben könnte, zeigte z.B. Michal Musil in der Tageszeitung Lidové noviny. Sein Kommentar, der am Donnerstag erschienen ist, trägt den Titel: "Macht doch, zum Teufel, einen Bocksprung"
"Der Wahlkampf, den wir gerade verfolgen, scheint etwas verschwitzt und irgendwie komisch zu sein. Man muss schon ziemlich lange nachdenken, um die Frage beantworten zu können, was denn die wichtigsten Themen und Aussagen sind, mit denen die Politiker und ihre Parteien diesmal auf Stimmenfang gegangen sind. Und wer dennoch das Glück hat eine Antwort zu haben, wird dabei sicherlich gemischte Gefühle haben. Ob gross oder klein, die Kampagnen der tschechischen Parteien sind so fad und einfallslos, wie noch nie in der Geschichte der bisherigen tschechischen Wahlkämpfe. Die Folgen dieser Leere könnten aber schwerwiegend sein, denn die geringe Lust der heimischen Politiker am Wahlkampf lässt den Schluss zu, dass die entweder keinen Mut haben wichtige Themen anzuschneiden, oder aber keine originellen Ideen anzubieten habne. Wenn es aber die Demokraten unter den kandidierenden Politikern nicht schaffen die Wähler zu beeindrucken, könnte es leicht passieren, dass charismatische Führerpersönlichkeiten vom Schlag eines Jean-Marie LePen die inhaltliche Leere mit ihren Parolen füllen könnten."