Prager Abgeordnete sprachen Spidla-Kabinett knapp ihr Vertrauen aus
Rund ein Monat ist seit der Regierungsbildung in Tschechien vergangen, doch am Mittwoch stand das Kabinett des neuen Ministerpräsidenten Vladimír Spidla erstmals vor einer echten Feuerprobe. Am Dienstag hatte Spidla eine knapp 50-seitige Regierungserklärung vor den Abgeordneten des Prager Unterhauses abgegeben, die die Grundlage der vierjährigen Regierungsarbeit seiner Ministerriege sein wird. Eine Erklärung, die für viel Zündstoff in den Reihen der Gesetzesvertreter sorgte, für deren Umsetzung die Abgeordneten aber letztlich dem Spidla-Kabinett ihr Vertrauen aussprachen - wenn auch knapp mit 101 zu 98 Stimmen. Über die Reaktionen, die das Abstimmungsergebnis hervorrief bzw. jene, die der Abstimmung vorangingen, berichtet Lothar Martin.
Allen Unkenrufen zum Trotz ist sich Premier Spidla sicher, dass sein Kabinett die vor ihm liegende Legislaturperiode durchstehen werde: "Ich denke, es hält die gesamte Legislaturperiode über, denn es ist in der Tat durchgesprochen und gebildet worden auf einer festen politischen Basis und mit einem politischen Willen. Ich bin überzeugt davon, dass es halten wird."
Kommunistenchef Grebenícek hat da so seine Bedenken, auch wenn er Spidla zunächst zum Abstimmungsergebnis gratuliert: "Folglich denke ich, dass es sich allgemein gehört, ihm zu gratulieren, denn das Ergebnis von 101 zu 98 ist ein respektables Ergebnis. Ich denke aber, dass er es sehr, sehr schwer haben wird."
Der in Portugal urlaubende Staatspräsident Václav Havel wiederum ließ über seinen Kanzleisprecher Martin Krafl ausrichten: "Das Abgeordnetenhaus lässt das politische Leben nach den Wahlen mit seinem Votum wieder eine realere Gestalt annehmen. Václav Havels Worten zufolge ist dies umso wichtiger deshalb, weil die Tschechische Republik bereits kurz vor der EU-Mitgliedschaft stehe und es gilt, die bei den angelaufenen Integrationsprozessen erwünschte Dynamik zu erhalten. Der Präsident der Republik ist fest davon überzeugt, dass es der neuen Regierung gelingen wird, ihr Regierungsprogramm zu erfüllen."