Suhrkamp-Schau in Prag
Als der Suhrkamp Verlag, laut der Wochenzeitung Die Zeit "der wichtigste deutsche Literaturverlag", im vergangenen Jahr seinen 50. Geburtstag beging, wurde dieses Jubiläum unter anderem mit einer großen Ausstellung gefeiert: Knapp vier Monate lang war sie im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main zu sehen. Jetzt hat die Ausstellung ihre erste Auslandsreise angetreten und ist seit vergangenem Donnerstag im Prager Rathaus am Altstädter Ring zu besuchen. Silja Schultheis war bei der Eröffnung dabei.
Die Entscheidung, wohin die Ausstellung nach ihrer Präsenz in Frankfurt geschickt wird, war keineswegs einfach. Beworben hatte sich um die Suhrkamp-Schau neben dem Goethe Institut Internationes in Prag auch Paris. Warum man sich letztlich für Prag entschied, begründete Suhrkamp Verlagsleiter Günther Berg:
"Sie hatten Vorteile und sie hatten vor allem den deutlicheren Willen, es zu machen. Es ist toll, dass die Ausstellung nach Prag gekommen ist. Man könnte sagen, ein Grund ist auch, dass es eine ganze Menge Autoren gibt, die ins Tschechische übersetzt wurden. Wir haben in den letzten Jahren fast 130 Lizenzen nach Tschechien verkauft für Autoren, die übersetzt wurden. Das ist ganz toll. Eine andere Antwort, warum Prag, könnte sein, dass es eine ganze Menge Autoren gibt, die wir übersetzt haben. Bohumil Hrabal wurde früh bei Suhrkamp übersetzt, ebenso Milan Kundera. Als Hrabal starb, haben wir eine kleine Werkausgabe veranstaltet, die auch sehr gut verkauft werden konnte. Für das deutsche Buch ist Hrabal ein ganz wichtiger, ein ganz bedeutender Autor."
In Prag ist die Frankfurter Ausstellung um zwei Aspekte erweitert bzw. ausgebaut: um die Tradition eines literarisch - kulturellen Austausches zwischen tschechischen Autoren und Intellektuellen mit ihren deutschsprachigen Kollegen, und um Übersetzerarbeit im allgemeinen.
Doch während die Ausstellung einen Rückblick in die bisherige Suhrkamp Geschichte bietet, hat Verlagsleiter Berg bereits neue Projekte mit tschechischen Autoren im Auge:
"Wenn wir uns jetzt mit Joachim Topol einigen konnten, sein neues Buch machen zu dürfen, dann ist das wieder einmal ein kleiner Schritt, uns der tschechischen Literatur zu nähern."
Obwohl bereits eine Vielzahl deutscher Autoren ins Tschechische übersetzt ist, gibt es auch hier Lücken, die Berg gerne gefüllt sehen würde:
"Bisher liegt in tschechischer Sprache noch nicht jener Roman vor, der die Sicht der deutschen Leser auf die Ereignisse in der Tschechoslowakei wie kein anderer geprägt hat. Der 20. August 1968 ist der letzte Tag in Uwe Johnsons Roman "Jahrestage", und dieses Buch muss übersetzt werden. Ein solches Projekt benötigt finanzielle Unterstützung von beiden Seiten, und vielleicht hat jemand von Ihnen hier im Saal ja eine gute Idee..."