Lernen Sachsen künftig mehr Tschechisch?
Als nach der Wende von 1989 in den ostdeutschen Schulen Russisch nicht mehr als Pflichtfach auf dem Stundenplan erschien, atmete der Großteil der einstigen DDR-Bürger erleichtert auf. Das Interesse an Englisch stieg in der Folge rapide an, das an den slawischen Sprachen nahm entsprechend ab. Ganze 0,2% der sächsischen Schüler lernen heute Tschechisch.Regina Clauss-Flemmig aus dem Fachreferat Sprachen im Sächsischen Volkshochschulverband ist trotzdem optimistisch, dass die Sachsen in Hinblick auf die EU-Erweiterung künftig in ihrer Freizeit - sprich in Volkshochschulkursen - wieder mehr Interesse für die tschechische Sprache aufbringen werden. Silja Schultheis hat sich mit ihr über das Tschechisch-Angebot der sächsischen Volkshochschulen und das seit der Wende veränderte Interesse der Bevölkerung an den slawischen Sprachen unterhalten.
"Es bieten eigentlich alle Volkshochschulen Tschechischkurse an. Natürlich werden sie von der Bevölkerung unterschiedlich angenommen. Aber wir können sagen, dass bei der Hälfte der 30 Volkshochschulen Tschechischkurse von der Bevölkerung besucht werden. Das ist natürlich vor allem in der Grenzregion der Fall. Die Sachsen sind natürlich auch sehr verwöhnt. Wenn sie zu den tschechischen Nachbarn kommen, wissen sie, viele können Deutsch, vor allem von den ältern Menschen. Aber ich würde schon sagen, dass das Interesse an Tschechisch zunehmend ist."
- Gibt es da eine Tendenz zu beobachten seit 1989, hat sich das Interesse verändert?"
"Ja, das Interesse hat sich natürlich sehr verändert, vor allem, was die osteuropäischen Sprachen anbelangt. Das hängt zum einen mit der politischen Umorientierung zusammen und zum anderen natürlich damit, dass Russisch nicht mehr Pflichtsprache ist und an den Schulen Englisch als 1. Fremdsprache gelehrt wird und bei vielen Eltern eine Orientierung ausschließlich auf Englisch erfolgt ist."
- Was ist ihre Prognose, in welche Richtung wird sich das Interesse in nächster Zeit entwickeln?"
"Ich denke, dass sich in den nächsten Jahren das Interesse für die osteuropäischen Sprachen weiter verstärken wird. Die Tendenz ist bereits da. Das hängt auch mit vielen wirtschaftlichen Kontakten zusammen. Und ich denke, auch mit dem Beitritt zur EU im Jahr 2004 wird hier einfach eine Notwendigkeit da sein, die die Bevölkerung als solche erkennt und wo sie auch etwas für tut. Und wenn dann auch noch von staatlicher Seite nicht nur Englisch als Sprache gefördert wird, sind wir - denke ich - auf einem guten Weg."