Bibliotheken frieren ihre Bestände ein
Das Hochwasser hat neben zahlreichen Theatern, Museen und anderen kulturellen Einrichtungen auch die Bibliotheken des Landes in Mitleidenschaft gezogen und somit unermessliche Schäden an den Bücherbeständen angerichtet.
Vorläufigen Schätzungen zufolge sind etwa 50 Bibliotheken des Landes betroffen, davon 38 öffentliche, neun Fachbibliotheken und drei Hochschulbibliotheken. Ebenfalls nur vorläufig ist die Zahl der beschädigten Bücher und Schriftstücke, da einige Bibliotheken nach dem Hochwasser noch nicht wieder zugänglich sind. Bisherigen Informationen zufolge beläuft sie sich aber auf etwa 660 000 und der materielle Schaden, der den Bibliotheken entstanden ist, wird auf 380 Millionen Kronen geschätzt.
Laut Vit Richter, dem stellvertretenden Leiter der "Narodni knihovna" (Nationalbibliothek), hat es die Bibliotheken in Litomerice (Leitmeritz) am schwersten getroffen, gefolgt von denen, die sich in der Gegend um die Stadt Melnik befinden. An dritter Stelle der traurigen Bilanz steht Prag.
Hier haben vor allem die großen Bibliotheken hohe Schäden zu verzeichnen: u.a. die Stadtbibliothek, die Bibliothek der juristischen Fakultät der Karls-Universität, die Bibliothek der "AV CR" (Akademie der Wissenschaften) und diverse Archive. Unter den vom Wasser durchweichten, verdreckten Büchern befinden sich Raritäten und solch kostbare Stücke wie die Prager Bibel aus dem Jahre 1488. Doch was geschieht mit den beschädigten Büchern und Dokumenten? Vit Richter, stellvertretender Leiter der Nationalbibliothek, die nun versucht, wenigstens einen Teil dieser Schätze zu retten, hierzu:
"Wir treffen momentan Maßnahmen, um die wertvollsten Sammlungen zu retten. Dabei wird die einzige hierfür mögliche Methode genutzt. Diese besteht darin, dass die Bücher eingefroren werden und somit der Fäulnisprozess und gleichzeitig die voranschreitende Beschädigung gestoppt wird."
Dieser Fäulnisprozess setze bereits 48 Stunden, nachdem die Bücher mit Wasser in Berührung gekommen sind ein, heißt es an anderer Stelle. Auf die Frage, welche Art von Hilfe die Bibliotheken benötigen, um ihre kostbaren Schätze vor einer endgültigen Zerstörung zu bewahren, sagte Vit Richter:
"Da die Bücher nach dem Einfrieren Vakuum getrocknet werden müssen, brauchen wir vor allem die hierfür erforderliche Technologie. Diese müssten wir versuchen aus dem Ausland zu bekommen, da wir über diese Geräte in der Tschechischen Republik nicht verfügen."
Woher genau diese Hilfe kommen soll, ist bisher noch nicht geklärt. Richter wies allerdings darauf hin, dass diesbezüglich bereits Hilfsangebote aus dem Ausland eingegangen seien. Man darf also hoffen, dass wenigstens ein Teil der gefährdeten Sammlungen erhalten bleibt.