Potsdamer Forum zur deutsch-tschechischen Geschichte
Was bedeutet uns heute die deutsch-tschechische Geschichte - über diese Frage diskutierten am Mittwoch im Rahmen des dritten Potsdamer Forums Politiker, Historiker und Schriftsteller beider Länder. Organisiert wurde die Podiumsdiskussion vom Deutschen Kulturforum östliches Europa, einem noch jungen gemeinnützigen Verein, der sich dem gemeinsamen Kulturerbe Deutschlands und seiner östlichen Nachbarn verpflichtet fühlt. Einzelheiten zum dritten Potsdamer Forum hat Silja Schultheis im Gespräch mit unserem Berliner Mitarbeiter Julius Eschka für Sie in Erfahrung gebracht.
Schultheis: "Herr Eschka, das Deutsche Kulturforum östliches Europa fand diesmal unter dem Motto Böhmische Dörfer' statt. Können Sie das etwas konkretisieren, worum ging es?"
Eschka: "Ich hatte etwas Bedenken, weil ich fürchtete, es würde wieder der alte Brei aufgekocht. Aber erst nach 60 Minuten fiel der Begriff Benes-Dekrete', was ich als positiv bewerten würde."
Schultheis: "Worum ging es konkret, wenn nicht um die Benes-Dekrete in erster Linie?"
Eschka: "Es ging konkret um die Entkrampfung des deutsch-tschechischen Verhältnisses und es wurde Hoffnung auf die Jugend gelegt. Präziser gesagt: Den jungen Leuten wird es nichts mehr bedeuteten, dass einst diese nationalen Querelen und das Chauvinistische existierte. Allerdings muss ich sagen, dass wenig Jugendliche da waren, was diese These bestätigt."
Schultheis: "Unter den Diskutanten fanden sich Namen, die immer wieder auftauchen, wenn es um deutsch-tschechische Themen geht - wie der Historiker Ferdinand Seibt oder Fürst Karl Schwarzenberg..."
Eschka: "Aber auch Vertreter der jüngeren Generation wie Hana Klucarova aus dem tschechischen Außenministerium, der Moderator Petr Brod von der BBC und der für Jiri Grusa eingesprungene Tomas Kafka vom Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds - also die Nachkriegsgeneration. Die waren auch der Meinung, dass das Ganze mit der Zeit versandet und sich biologisch ausdünnt."
Schultheis: "Wurden auch irgendwelche konkreten Projekte erwähnt?"
Eschka: "Tomas Kafka hat sehr konkret über den Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds gesprochen und man sah in den Projekten das Interesse der heutigen Jugend am östlichen Nachbarland."
Schultheis: "Zum Abschluss eine kurze persönliche Frage: Es wird zuweilen bemängelt, dass sich solche Diskussionen eigentlich immer wieder im Kreis drehen. Glauben Sie, dass man mit so einer Veranstaltung eine Öffentlichkeit erreicht?"
Eschka: "Der Saal war erstaunlicherweise voll. Ich habe ja alle diese Veranstaltungen zu diesen Themen miterlebt. Da muss ich schon sagen, dass das gestern eine der gelungensten war. Und das wurde mir auch von Teilnehmern bestätigt. Ich sprach nachher noch mit Leuten aus dem Publikum und sie sagten, sie hätten viel mitbekommen und es sei schade, dass das keine Pflichtveranstaltung für heutige Politiker ist."
Schultheis: "Ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch."