Moskau bezichtigt Tschechisches Fernsehen der Unterstützung des Internationalen Terrorismus

Terorist in Moskauer Theater (Foto: CTK)

Das jüngste Moskauer Geiseldrama, das von russischen Spezialeinheiten vor wenigen Tagen gewaltsam beendet worden war, hat nun ein unerwartetes Nachspiel in den tschechisch-russischen Beziehungen. Moskau wirft dem tschechischen Fernsehen nämlich vor, durch die Ausstrahlung einer Dokumentation über den Tschetschenienkrieg den internationalen Terrorismus unterstützt zu haben. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Gerald Schubert:

Terorist in Moskauer Theater  (Foto: CTK)
Noch weiß man nicht, auf welcher diplomatischen Ebene und in welchem Ton der jüngste Konflikt zwischen Prag und Moskau letztlich ausgehandelt werden wird. Aber immerhin: Auf der Website des russischen Außenministeriums kann man seit kurzem eine Erklärung lesen, die zumindest Teile der tschechischen Öffentlichkeit der Unterstützung des Terrorismus bezichtigt.

Die Vorgeschichte: Am 31. Oktober und dann nochmals am 6. November hat das öffentlich-rechtliche tschechische Fernsehen "Ceska Televize" eine zwei Jahre alte Dokumentation über den Krieg in Tschetschenien ausgestrahlt. Die Sendung war nicht regulär geplant gewesen, sondern aus Anlass des jüngsten Geiseldramas in einem Moskauer Theater kurzfristig ins Programm genommen worden. Die Reaktion auf der Homepage des russischen Außenministeriums:

"In einer Zeit, in der die internationale Gemeinschaft ihre Kräfte zum Kampf gegen den Terrorismus vereint, gibt es in einigen Ländern, und leider auch in der Tschechischen Republik, Akteure, die ein offensichtliches Interesse an der Propagierung der Ideen des internationalen Terrorismus haben, einer der größten Bedrohungen der Gegenwart. Wir erachten dies als unmoralisch und unzulässig."

Der inkriminierte Film unterstreicht das Leiden der Zivilbevölkerung im Tschetschenienkrieg. Dies, und wohl nicht zuletzt die Tatsache, dass er gerade jetzt ausgestrahlt wurde, war also für die russische Seite Anlass genug, auf jene Art zu reagieren, die das Tschechische Fernsehen immerhin in die Nähe von Verbrechern rückt. "Ceska Televize" wies die Anschuldigungen brüsk zurück, und auch eine der Autorinnen der Dokumentation, Petra Prochazkova, verteidigt den Film entschieden:

"Niemand propagiert dort irgendetwas. Es wird einfach Menschen, die damals in Grosny waren und die unter den russischen Bomben gesessen sind, eine Stimme gegeben. Nicht mehr, und nicht weniger. Niemand sagt, auf welcher Seite er steht, oder wem er die Daumen drückt."

Dazu kommt: Wie so oft ist in der politischen Propaganda alles eine Frage der Worte, der Terminologie. Wo die einen sich den Opfern eines Krieges unter der Zivilbevölkerung widmen, sprechen die anderen von Verbrechensbekämpfung. Und um letztere handelte es sich laut Prochazkova in Tschetschenien ganz bestimmt nicht:

"Das ist keinesfalls eine Anti-Terror-Aktion, sondern eben ein Krieg. In einem solchen sollte ein Journalist sich so verhalten, dass er beide Seiten zu Wort kommen lässt. Und das haben wir getan."