Tschechische Armee reduziert im Jahr 2003 Anzahl der Wehrpflichtigen

Tschechische Armee, Foto: CTK

Zum 31. Dezember 2006 will man in Tschechien die nationale Wehrpflicht abschaffen und ab dem 1. Januar 2007 soll es ausschließlich eine Berufsarmee im Land geben. Diese Armee soll mit 35.000 Berufssoldaten um ca. ein Drittel gegenüber der jetzigen Anzahl von 53.000 Rekruten abgespeckt sein. Wie aber soll die Reduzierung bis dahin erfolgen? Erste Schritte dazu taten hohe Militärs in diesen Tagen der tschechischen Tagespresse kund. Lothar Martin fasst zusammen.

Die Wehrpflicht in Tschechien beträgt 12 Monate. Genau ein Jahr also muss ein junger Tscheche Militärdienst leisten, falls er nicht im Besitz des kleinen blauen Büchleins ist, in dem ihm die Wehruntauglichkeit bescheinigt wird. Jahr für Jahr werden um die 20.000 Rekruten neu zum Armeedienst herangezogen, doch im kommenden Jahr werden es erstmals weit weniger sein. Anstatt der 20.300 Männer wie in diesem Jahr sollen nur noch 10.800 Rekruten verpflichtet werden. Ein erster bedeutender Schritt also zur Reduzierung der Streitkräfte mit Blickrichtung auf die geplante Berufsarmee.

Wer aber soll die große Verantwortung übernehmen und entscheiden, welche der jungen Burschen ab Jahrgang 1985 im nächsten Jahr zum Wehrdienst müssen und welche nicht? Wie der Oberbefehlshaber des Generalstabs der Tschechischen Armee Jirí Sedivý dazu äußerte, werden dies die territorialen Militärverwaltungen, also die Wehrkreisämter sein. Sie haben genügend Informationen über die Erfordernisse der Armee ebenso wie über die in der Warteschleife stehenden Rekruten. Das hauptsächliche Kriterium bei deren Auswahl ist ihr Gesundheitszustand. "Anwärter mit einem eingeschränkten Gesundheitszustand werden wir im nächsten Jahr schon nicht mehr berücksichtigen," erklärte dazu General Sedivý. Mit anderen Worten: Brillenträger und junge Burschen, die aufgrund ärztlicher Attests nur unregelmäßig am Schulsportunterricht teilnehmen, fallen in diese Kategorie. Ein anderer Aspekt sind die sozialen Verhältnisse. Junge Männer, die in ihren Familien dringend gebraucht werden - sei es zum Beispiel zum Erwerb des Unterhalts oder zur Pflege von Familienangehörigen - müssen demnach auch nicht mit einem Einberufungsbefehl rechnen.

Der Druck wird also vornehmlich auf den Wehrkreisämtern lasten, inwieweit sie anhand der genannten Kriterien die tatsächlich fähigsten Burschen zum Militärdienst berufen. Eine mögliche Befangenheit oder gar Bestechung im Stadium des Auswahlverfahrens soll weitgehend eingedämmt werden durch die Tatsache, dass jeweils eine örtliche Kommission über die Wehrtauglichkeit befinden wird und nicht einzelne Personen. Und die Wehrdienstpflichtigen selbst? Werden sie nicht das Gefühl erhalten, aufgrund ihre guten Gesundheit und ihre bevorzugten Eignung diskriminiert zu werden? Wie der Direktor der Planungsabteilung beim Verteidigungsministerium, Zdenek Dvorák, dazu mitteilte, soll dieses Gefühl, was durchaus nicht von der Hand zu weisen sei, durch mehrere Vergünstigungen abgebaut werden. Dazu gehören eine weitaus bessere Besoldung als es gegenwärtig der Fall ist, die Erstattung der Fahrtkosten zum Heimatort und zurück bei Urlaub und Ausgang sowie eine anrechenbare Bescheinigung über das geleistete einjährige Praktikum im späteren Zivilleben.