Moravína Nouveau 2002 - Die heurigen edlen Tropfen aus Mähren

Und nun geht es bei uns eher kulinarisch weiter Alle Jahre wieder im November kommt er auf den Markt: der Beaujolais Nouveau. Dass aber auch in der Tschechischen Republik zu dieser Zeit die heurigen Weine präsentiert werden, weiss man weniger. Dazu der folgende Bericht von Alexander Schneller.

Jetzt ist er wieder da. Wie jedes Jahr wird er am dritten Donnerstag im November von Frankreich her in die ganze Welt gekarrt. Und es gleicht schon einem Ritual, wie Weinliebhaber überall auf den Moment warten, in dem sie mit kleinen oder grösseren Schlucken die kommende Qualität des heurigen Weins herausschmecken können. Ich spreche, Sie wissen es, liebe Hörerinnen und Hörer, vom Beaujolais Nouveau oder Beaujolais Primeur, der zur Zeit auch in Prag wieder angeboten wird. Aber was soll ein Beitrag über so etwas Französisches wie den Beaujolais bei Radio Prag?

Nun, es gibt natürlich nicht nur in Frankreich den neuen Wein. Nein, auch in der Tschechischen Republik wird er seit einiger Zeit angeboten, wenn auch eher unbemerkt. So kennt man zum Beispiel den Martini-Wein, der Anfang November auf den Markt kommt. Kürzlich haben die "Prátelé Moravína Nouveau", also die Freunde der neuen mährischen Weine in ein grosses Hotel mitten auf dem Wenzelsplatz geladen, um bei einem opulenten Büfett den Jahrgang 2002 vorzustellen. Es war dies bereits die achte Veranstaltung dieser Art.

Was im Übrigen darauf hinweist, dass der Wein in Tschechien zunehmend an Terrain gewinnt. Und da konnte man ausgiebig Weine aus Mikulov, Valtice und Znojmo verkosten. Auch Weisse waren dabei: Müller Thurgau, Malvasier (auch als Veltlínské cervené ranné bekannt, was soviel heisst wie: früher roter Veltliner, und das obwohl es sich um einen Weisswein handelt), ausserdem der Moravský Muskát, also der mährische Muskateller. Während der Veltliner noch eher säuerlich ist und der Muskateller noch wenig von seinem zukünftigen würzigen Bouquet verrät, ist der Müller Thurgau schon erfrischend fruchtig und als Primeur eigentlich angenehmer als ausgereift. Aber das ist natürlich auch eine Geschmacksfrage.

Von den Roten wurden kredenzt: Frankovka, Modrý Portugal (also der blaue Portugiese) sowie Svatovavrinecké. Sie sind alle von tief roter Farbe und wirken schon kräftig, wenn zum Teil auch noch bitterlich. Keineswegs haben sie die fruchtige Leichtigkeit und Süffigkeit des Beaujolais Nouveau. Dennoch: Wie gross die Fortschritte sind, die die tschechischen, insbesondere die mährischen Weinbauern gemacht haben und machen, konnte man an den heurigen Weinen besonders deutlich erkennen. Und es war mir ein Vergnügen, zu Hause mit meiner Frau eine Flasche neuen Müller Thurgau zu trinken, begleitet von Brot, Wurst und Früchten. Und so haben wir angestossen auf den tschechischen Rebensaft, der drauf und dran ist, dem Gerstensaft den Rang abzulaufen. In diesem Sinne ein herzliches Na zdraví wünscht Ihnen Alexander Schneller.