Tanzen gegen die Angst: Tschetschenische Kinder auf Tournee in Tschechien

Marso (Foto: www.watschdog.cz)

Tanzen unter den Bedingungen von Krieg und Zerstörung, Tanzen gegen die Angst -im Frühling 2000 ist im Flüchtlingslager Sputnik an der tschetschenisch-inguschetischen Grenze das Tanzensemble Marscho entstanden. Die traditionellen tschetschenischen Tänze, die die Kinder dort in Zelten einstudiert haben, führen sie dank des Engagements einiger tschechischer Bürgerinitiativen und der Journalistin Petra Prochazkova derzeit in mehreren tschechischen Städten auf. Am Donnerstag waren sie zu Besuch im Prager Gymnasium Sladkovskeho, mit ihnen auch meine Kollegin Silja Schultheis.

Dass der Tanz in Tschetschenien auf eine lange Tradition zurückblicken kann, verkörpern bereits die jüngsten, 8jährigen, Teilnehmer des Ensembles Marso auf ihrer Tournee in Tschechien. Sie steht unter dem Motto: Vor dem Krieg hatte ich noch Spielzeug.

Ursprünglich aus einer Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche hervorgegangen, ist das Tanzensemble heute wichtiger Bestandteil der psychologischen Unterstützung für die Kinder, um besser mit der Kriegssituation fertig zu werden. Ljuba Chakova, Psychologin im Flüchtlingslager Sputnik:

"Das Tanzen hilft den Kindern, unter den schweren Bedingungen im Flüchtlingslager ihre Kultur zu bewahren, ihr Talent wiederzubeleben. Der Tanz ist eine Form, das Gute und Schöne neu zu wecken."

Angespannt sei die Lage, instabil, versucht eine der tschetschenischen Tänzerinnen die Situation in ihrer Heimat in Worte zu fassen. In Tschechien gefalle ihr, wie sie hier aufgenommen worden seien, außerdem natürlich die Stadt Prag - kurz, eigentlich alles.

Im gegenseitigen Frage- und Antwort-Spiel mit den tschechischen Schülern wollten die Gäste aus Tschetschenien u.a. wissen, was ihre Gastgeber von dem weitverbreiteten Vorurteil hielten, dass alle Tschetschenen Verbrecher seien. Allgemeiner Applaus unter den Gästen, als ein tschechischer Junge erklärte, jemand der so talentiert tanze, könne einfach kein Terrorist sein.

Hatten die tschechischen Schüler vorher eigentlich eine Vorstellung von der Situation in Tschetschenien? Hana Jandova, Deutschlehrerin am Gymnasium Sladkovskeho:

"Sie haben sich natürlich auch ein bisschen vorbereitet, weil sie nicht wollten, dass sich die Kinder aus Tschetschenien hier nicht wohlfühlen. Sie wollten sie nicht nach den schlechten Dingen fragen, sondern eher nach den Interessen, um den Kontakt zusammen zu finden. Und dass war ganz toll, und ich war auch sehr froh, dass unsere Kinder selber mit der Idee gekommen sind, den Gästen Geschenke zu übergeben und mit ihnen ein bisschen näher in Kontakt zu kommen."

Fotos: http://www.watchdog.cz