Holocaust als Thema in tschechischen Lehrbüchern
In mehreren Ländern Europas wird der 27.Januar als Holocaust-Gedenktag begangen - an diesem Tag im Jahre 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch sowjetische Truppen befreit. In Tschechien ist es noch nicht so weit. Es liegt zwar ein Gesetzentwurf vor, auf dessen Grundlage der 27.Januar künftig als Holocaust-Gedenktag im tschechischen Kalender einen festen Platz einnehmen wird. Wie sich in diesem Zusammenhang die tschechische Schulministerin Petra Buzkova äußerte, müsste dieser bedeutende Tag und die mit ihm verbundenen Veranstaltungen u.a. auch auf die junge Generation ausgerichtet sein, um gerade bei dieser Alterskategorie das Vergessen eines wichtigen Kapitels der Geschichte zu verhindern. Nach seiner Meinung, ob tatsächlich ein großes Defizit auf Seiten der jungen Menschen zu verzeichnen ist, fragten wir Leo Pavlat, Direktor des Jüdischen Museums in Prag:
Leo Pavlat glaubt nicht, dass man diese ganze Problematik nur den Schulen bzw. den Lehrern überlassen sollte, da es sich hierbei um einen breiteren Rahmen der Erziehung zur Toleranz, Bürgerbewusstsein handelt - um eine Erziehung, wie Pavlat wörtlich sagte - "im Geiste einer zivilen Gesellschaft und der demokratischen Werte." Der Holocaust sei keine einmalige Angelegenheit gewesen, seine Prinzipien, zumindest einige von ihnen, seien auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart zu finden. Dazu wie die Geschichte des Holocaust in den Lehrbüchern reflektiert wird, sagte uns Pavlat folgendes:
"Unmittelbar nach dem Fall des Kommunismus haben die Lehrpläne und Lehrbücher keine wesentlichen Veränderungen erfahren. Angesichts der Tatsache, dass der Holocaust als Thema vom früheren Regime vollkommen ignoriert wurde, hat es einige Zeit gedauert, bis man dieses Thema nicht mehr nur als Angelegenheit einer Minderheit, d. h. Angelegenheit der Juden und der Roma betrachtete. Etwa Mitte der 90er Jahr kam es dank einer öffentlichen Diskussion zwischen der Jüdischen Gemeinde und dem Schulministerium zu einer Wende in dieser Sichtweise."