"Das landschaftliche Gedächtnis" / Eine Ausstellung über Rettung kleiner Sakralbauten wurde in Prag eröffnet

Die Rettung kleiner sakraler Denkmäler ist das Thema der Ausstellung, die unter dem Titel "Das landschaftliche Gedächtnis" am Mittwoch in der Katholischen Zentralbibliothek in Prag-Dejvice eröffnet wurde. An den Beispielen einiger Regionen in Böhmen, Mähren und Schlesien wird in der Ausstellung gezeigt, wie wichtig der Einsatz von engagierten Menschen zur Bewahrung der Tradition und Kontinuität der Landschaft in Tschechien ist. Martina Schneibergova war bei der Eröffnung der Ausstellung zugegen.

Die Ausstellung dokumentiert einige ausgewählte Projekte, deren Ziel es war, die Tradition der entsprechenden Lokalität wieder zu beleben. So wird u.a. die Renovierung zweier Kapellen auf dem Kreuzweg gezeigt, der vom Prager Strahov-Hügel bis zum nahe Prag gelegenen Hajek führt. Die beiden Kapellen wurden dank des Vereins "Hostivit" wieder in Stand gesetzt. Eine Barocksäule und ein Wallfahrtsort bei Dvorce in der Region von Bruntal (Freudental) wurden von der Bürgervereinigung "Vlastenecky poutnik" (zu deutsch etwa "Heimatpilger") renoviert. Dieselbe Bürgerinitiative, die sich vor allem im Altvatergebirge, in Schlesien und in Mittelmähren engagiert, präsentiert dort auch ihren Entwurf zur Rettung einer Marienkapelle unweit von Bruntal. Nach den Aufgaben der Bürgerinitiative fragte ich deren Mitglied Petr Anderle:

"Unsere Aufgabe ist es, wenn möglich, den Menschen endlich zu zeigen, worauf sie stolz sein können. Wir schätzen diejenigen sehr, die eine Kapelle oder eine Schule bauten, ein Gemälde malten, und dabei ist es egal, welche Sprache sie gesprochen haben. In der Vergangenheit wurde dies in unserem Land aus ideologischer Sicht betrachtet und dementsprechend sah es auch in den Grenzgebieten aus. Es ist jedoch nicht so, dass sich die Haltung aller Menschen mit den politischen Veränderungen von 1989 auch geändert hätte. Dies ist ein komplizierter Prozess. Die Beziehung zur Geschichte und zu den historischen Sehenswürdigkeiten muss sich auf eine langjährige Erziehung stützen."

Die Ausstellung über die Bemühungen verschiedener Bürgerinitiativen zur Wiederbelebung der Landschaft erinnert daran, dass kleine Sakralbauten nicht nur eine kirchliche bzw. eine gesellschaftliche Bedeutung haben, sondern dass sie auch das Landschaftsbild mitgestalten. In der Ausstellung wird daher auch an das Schaffen des vor einem Jahr verstorbenen namhaften tschechischen Kunsthistorikers Dobroslav Libal erinnert. Der Verein "Vlastenecky poutnik" hat vor, jedes Jahr Bürgerinitiativen oder Einzelpersonen, die sich für die Rettung historischer Denkmäler im Grenzgebiet besonders engagieren, mit einer Medaille auszuzeichnen. Sie soll den Namen des auch im Ausland berühmten Kunsthistorikers tragen.