Oberst Galatik: Krieg nach klassischem Schema - Bomben und Bodenkrieg

Foto: www.army.cz, J. Proks

Der Krieg im Irak ist seit Donnerstag im Gange und auch in Tschechien fragt sich die Bevölkerung, die in ihrer Mehrheit nach wie vor gegen diesen Krieg ist, immer mehr, wie lange wird der bewaffnete Konflikt andauern, kann die Zahl der Opfer in Grenzen gehalten werden und wird es einen schnellen oder aber sehr mühevollen Sieg der US-Amerikaner und der mit ihnen im Feuerkampf verbündeten Briten geben? Auf all diese Fragen gibt es noch nirgendwo eine Antwort, doch Radio Prag wollte zumindest von einem tschechischen Militärexperten erfahren, wie gut ausgerüstet die Amerikaner und Briten in diese Auseinandersetzung gegangen sind und ob die von ihnen gewählte Kriegstaktik und -strategie nachzuvollziehen ist oder nicht. Zu diesem Themenkomplex sprachen wir mit dem Offizier des tschechischen Generalstabs und stellvertretenden Direktor der Fakultät für strategische Studien der Militärakademie in Brno/Brünn, Oberst Vlastimil Galatik.

Zunächst fragten wir nach, ob sich die bei der jetzigen Operation "Freiheit für den Irak" eingesetzten Waffen wesentlich von denen im ersten Golfkrieg verwendeten Waffen unterscheiden. "Nun, ich würde nicht sagen, dass die heutige Technik eine völlig neue ist. Vollkommen geändert aber haben sich die Mittel bei der Handhabe zur Lenkung der Raketen und anderer Vernichtungswaffen. Hier wurde die Steuerung per Laserstrahlung durch die satelliten-geführte Lenkung ersetzt. Das ist der größte Fortschritt, der in der Technologie erreicht wurde."

Und wie stellt sich ihm die von den USA und Großbritannien angewendete Taktik und Strategie dar? Dazu sagte Galatik:

"Wir Militärs haben ein klassisches Schema erwartet: Das ist ein relativ langes Bombardements auf strategische Ziele im Irak, was militärpolitische und militärische Objekte, aber auch Raffinerien oder Zentralen der Energieversorgung sein können, und nachfolgend wird ein Bodenkrieg geführt, bei dem die örtlich stationierten irakischen Einheiten besiegt werden sollen und der in die Besetzung von Bagdad mündet."

Wie sei in diesem Zusammenhang zu verstehen, dass die Luftangriffe auf Bagdad zu Beginn des Konflikts nur sporadisch und auf einige wenige Ziele ausgerichtet erfolgt sind. Oberst Galatik sieht das so:

"Die Vereinigten Staaten sind in der Vergangenheit sehr kritisiert worden für ihre massiven Bombardierungen von Jugoslawien oder anderen Ländern, auch wenn sie sich bemüht und es auch so deklariert haben, möglichst keine Verluste unter der Zivilbevölkerung zu machen. Dies ist möglicherweise auch ein Grund dafür, warum zunächst nur äußerst selektive Schläge auf bestimmte Ziele unternommen wurden. Vielleicht setzte man auch voraus, dass die Moral der irakischen Armee sehr niedrig sei, und wenn man sich den Vormarsch der einzelnen Einheiten anschaut, dann stellt man fest, dass die relativ schnell und sehr effektiv in die Tiefe vordringen. Man hofft dabei, die Iraker zum Verlassen ihrer Positionen und Einheiten der irakischen Armee zur Aufgabe zwingen zu können."

Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die irakischen Soldaten nur zum Teil aufgeben, andere aber aus dem Hinterhalt angreifen. Dadurch ist zu befürchten, dass der Krieg noch einige Zeit andauern wird. Daher ist das letzte Wort der Militärs auch noch nicht gesprochen.