Antikriegsdemonstration in Prag - keine massenhafte Aktion

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London - 200.000. New York - 200.000. Paris - 90.000. Amsterdam - 25.000. Prag - 300. Obwohl das vergangene Wochenende eine weltweite Welle von Antikriegsdemonstrationen brachte, blieb die tschechische Bevölkerung weiterhin ziemlich lax. Markéta Maurová berichtet.

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Die Mehrheit der tschechischen Bürg er ist gegen einen militärischen Angriff auf den Irak. Dies zeigen zumindest Meinungsumfragen, die hierzulande durchgeführt wurden. Doch zu solchen massenhaften Protestkundgebungen, die dieser Tage in der ganzen Welt auf der Tagesordnung sind, kommt es in Tschechien bei weitem nicht. Dieser Tatsache widmet sich auch der Kommentator des Blattes Hospodarske noviny am Montag und interpretiert sie folgendermaßen:

"Die Gründe, warum die überwiegende Mehrheit jener Tschechen, die mit dem Krieg nicht einverstanden sind, zu Hause bleiben, sollen wir in dem Zugang zum öffentlichen Geschehen suchen. Es ist immer noch nicht selbstverständlich, seine eigene Meinung auszusprechen, geschweige denn sich jenen anzuschließen, die die Aktionen organisieren. Wir sollen auch das häufig mangelnde Interesse für das Geschehen im entfernten Ausland und die typisch tschechische Bemühung in Betracht ziehen, sich in fremde Streitigkeiten nicht einzumischen. Es wird wohl noch eine Zeit dauern, bis Tausende Tschechen durch eine Aktion auf die Straßen gelockt werden, die zwar äußerst politisch ist, die man jedoch nicht als die Bedrohung seiner eigenen Freiheit versteht."

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Soweit die Tageszeitung Hospodarske noviny. Die einzige Demonstration, die am vergangenen Wochenende in Tschechien stattgefunden hat, war eine Protestveranstaltung der tschechischen Kommunisten auf dem Prager Wenzelsplatz am Samstag. "Stopp dem Krieg!" "Die Waffen nieder!" - mit diesen und ähnlichen Parolen brachten einige Hundert überwiegend ältere Leute ihren Protest gegen den Angriff auf den Irak zum Ausdruck. "Ich bin durch die Barbarei ganz schockiert. Das, was ich gestern im Fernsehen gesehen habe, hat wirklich allem die Krone aufgesetzt." "Ich bin gegen jeden Krieg", äußerten einige Teilnehmer gegenüber dem Tschechischen Rundfunk.

Man übte auch Kritik an der tschechischen Regierung und insbesondere an Außenminister Cyril Svoboda. Die Teilnehmer der Demo unterstützten die Führung der Kommunistischen Partei (KSCM), die Svobodas Abberufung gefordert hatte. Als Grund geben die Kommunisten die "schwankenden und kriecherischen" Äußerungen des tschechischen Kabinetts zur Irak-Krise an, die dazu geführt hätten, dass die Vereinigten Staaten die Tschechische Republik auf die Liste ihrer Verbündeten gesetzt hätten. Außenamts-Sprecher Vit Kolar sagte gegenüber der Nachrichtenagentur CTK, die Forderung der Kommunisten zeuge von der richtigen Orientierung der tschechischen Außenpolitik.