Grenzen dicht!
Ob das Reisen in Europa heutzutage wirklich so einfach ist wie man denkt? Dies versuchte in dem heutigen Feuilleton Dagmar Keberlova unter die Lupe zu nehmen.
Immer wenn ich am Prager Flughafen Ruzyne im Flugzeug sitze, freue ich mich erstens auf das Abheben des Flugzeugs, dass mich wieder mal wo anders hin befördern wird. Zweitens geht mir, wenn auch sehr kurz, der Gedanke durch den Kopf, dass noch vor dreizehn Jahren das freie Abheben von meinem Land praktisch unmöglich war. Ist aber das Reisen heute in Europa so einfach und ein reiner Genuss?
Wer gerne reist, lässt sich nicht so einfach seiner Begeisterung berauben. Oft ist diese jedoch zumindest gleich vorbei, wenn man nach der Landung oder an der Grenze im Zug, ermüdend erklären muss, dass man wirklich nicht länger als erlaubt im Land bleiben möchte. Oft hilft ein Rückflugticket, bei anderen Grenzüberschreitungen muss man sich Fragen wie bei einem Verhör unterziehen: Wohin fahren Sie? Wie lange bleiben Sie dort? Leben Sie nicht mehr in Österreich? Wenn nach all den Fragen die, ob man deutsch spreche, kommt, weiß man nicht mehr, ob man weinen oder lachen soll. Wut wechselt mit Trauer, aber Zöllner haben schlussendlich immer das letzte Wort. Die Grenzen so dicht wie möglich zu machen, versucht man aber nicht nur in Richtung Kandidatenländer Ausreise -EU-Länder Einreise, um politisch korrekt zu bleiben. Vor ein paar Tagen ist ein junger Übersetzer aus Barcelona, der immer wieder nach Prag kommt, in Amsterdam bei seiner Zwischenlandung mit dem Hinweis angehalten worden, er müsse jetzt umdrehen, da er kein Rückflugticket habe. Er wisse aber noch nicht, wann er zurückfliege. War den Beamten offensichtlich egal, die Tschechen seien jetzt bei den Grenzkontrollen auch streng. Wenn er kein Geld für ein Alibiticket gehabt hätte, das er von der allzu besorgten Fluggesellschaft in Prag wieder zurückerstattet bekam, säße er wahrscheinlich noch heute am Amsterdamer Flughafen.
Was heißt es also, in Europa im Jahre 2003 zu reisen? Heißt es, je nach Geld und Laune in das erste Flugzeug einsteigen zu können, das einen nach dem langen Winter ans Mittelmeer bringt, mit Freunden die Hochzeit in Brüssel zu feiern, Bücher nach Wien einkaufen zu fahren und einen Cafe solo wann immer man Lust hat in Rom zu trinken? Dies hieße "In Europa zu Hause". Ob dem wirklich so ist? Als Antwort möge jeder Europäer seine eigenen Erfahrungen heranziehen.