Serie: Tschechische Meinungen zum Irak-Krieg - Der Historiker und Publizist Petr Safarik

Amerikanische Soldaten in Tikrit (Foto: CTK)

Im Rahmen unserer Serie mit Meinungen der tschechischen Gesellschaft zum Irak-Krieg hören Sie jetzt einen Beitrag von Silja Schultheis, die sich mit dem Prager Historiker und Publizisten Petr Safarik unterhalten hat.

Amerikanische Soldaten in Tikrit  (Foto: CTK)
Während des Wiesbadener Film-Festivals goEast hat Petr Safarik kürzlich an einer Podiumsdiskussion mittel- und osteuropäischer Intellektueller zum Irak-Krieg teilgenommen. Dabei standen auch die von George W. Bush geprägten Begriffe vom "alten" und "neuen" Europa zur Debatte, mit denen sich Petr Safarik überhaupt nicht identifizieren kann:

"Ich glaube, dass das für die Länder aus dem ehemaligen Ostblock überhaupt gar keine Frage ist, ob man außenpolitisch jetzt enger als mit Europa mit den USA zusammenarbeiten kann oder soll, da ich glaube, dass diese Länder eindeutig zu Europa gehören."

Auf die Frage, wie er sich die Unterstützung der mittel- und osteuropäischen Staatschefs für die Politik der USA erklärt, verweist Petr Safarik auf die historischen Erfahrungen dieser Länder:

"Ganz bestimmt hängt das mit der Vergangenheit zusammen, dass man hier eine große Dankbarkeit gegenüber den Vereinigten Staaten empfindet als Befreier vom Kommunismus. Hier ist aber sehr problematisch, dass man ein idealisiertes Bild pflegt. Das sind die Vereinigten Staaten vom Jahre 1945."

Petr Safarik arbeitet selbst auch als freier Publizist. Wie beurteilt er die Berichterstattung der tschechischen Medien über den Irak-Krieg:

"Mir gefällt nicht, dass man sehr leicht die Begriffe übernimmt, von der US-amerikanischen Propaganda stammen. D.h. über eine Koalition zu sprechen, über alliierte Truppen, Befreiung. Diese Sprache ist leider in Tschechien wenig reflektiert und weite Kreise von Journalisten haben einfach das Bild übernommen, dass hier das Gute gegen das Böse kämpft."

Für Petr Safarik stellt sich der Krieg weniger eindeutig dar, gibt er abschließend seine persönliche Meinung und auch seine Befürchtungen preis:

"Ich bin dagegen, dass man ohne UNO-Resolution diesen Krieg geführt hat. Ich finde diese Idee eines Präventiv-Krieges sehr gefährlich, sie kann missbraucht werden. Und ich fürchte, dass das nicht der letzte US-amerikanische Präventiv-Krieg war."