EU-Gipfel: Präsident Klaus dokumentiert Willen für tschechischen Beitritt

Athen, Foto: CTK

Dagmar Keberlova hat dem EU-Erweiterungsgipfel in Athen beigewohnt. In einem Gespräch mit Lothar Martin zieht sie eine Kurzbilanz aus tschechischer Sicht:

Athen,  Foto: CTK
Dagmar, am Mittwoch haben die obersten Vertreter der tschechischen Politszene den EU-Beitrittsvertrag für die Tschechische Republik unterzeichnet. Was haben diese Unterschriften zur Folge, was bedeutet das konkret für die Tschechische Republik?

"Ja, die tschechische politische Repräsentanz hat sich sehr emotionell gezeigt, für sie war das ein großes Erlebnis, nach der jahrelangen politischen Arbeit diese Unterschriften unter den Beitrittsvertrag setzen zu können und damit ein langes Kapitel der tschechischen Geschichte abzuschließen. Premier Spidla sagte kurz vor der Unterschrift, dass es für die Tschechische Republik das Ende einer langen Geschichte bedeutet, in der das tschechische Volk die Freiheit nicht in seinen Händen hatte und jetzt ist es definitiv ein Bestandteil Europas und es wird hoffentlich seine Freiheit nie wieder verlieren. Ein zweiter Punkt ist der, dass dies auch bedeutet, dass Tschechien jetzt an der Entwicklung Europas vollwertig teilnehmen wird."

Der Beitrittsvertrag wurde neben dem Premier Vladimír Spidla und Außenminister Cyril Svoboda auch von Staatspräsident Václav Klaus unterzeichnet. Es ist jedoch bekannt, dass zum Beispiel Spidla und Klaus eine sehr unterschiedliche Sichtweise zur EU haben - aber es gibt nur einen tschechischen EU-Beitritt. Kam es in Athen schon zu einer Annäherung ihrer Auffassungen oder hat sich ihre unterschiedliche Position erneut deutlich gezeigt?

"Ja, hier zeichnen sich zwei Linien ab. Also für den Beitritt Tschechiens sind sowohl Klaus als auch Spidla, bezüglich der tschechischen Regierung. Der Unterschied besteht darin, wie sich weiter die Zukunft der Tschechischen Republik und der Europäischen Union entwickeln soll. Also die Tschechische Republik vertritt mit weiteren 17 Ländern, die Tschechien von ihrer Größe her ähnlich sind, die Auffassung, dass die rotierende EU-Ratspräsidentschaft beibehalten werden soll und es keinen EU-Präsidenten geben sollte. Und darin gibt es einen Unterschied zu Klaus, und Klaus wollte mit seiner Unterschrift betonen, dass seine Unterschrift nicht so wichtig sei, sondern vielmehr der Fakt, dass alle unterschrieben haben. Und Klaus meinte auch, dass diese Unterschrift auch zu einer Debatte führen sollte, die in Tschechien geführt werden sollte über die Gestaltung der Europäischen Union."

Sie hörten ein Gespräch mit Radio-Prag-Redakteurin Dagmar Keberlová über den EU-Gipfel in Athen.