Wiederaufbau des Irak: 600 tschechische Unternehmen wollen dabei sein

Irakische Kinder (Foto: CTK)

Kriege haben die unausweichliche Eigenschaft, dass sie zerstören und zumeist nichts so hinterlassen, wie es einmal war. Nicht anders ist das der Fall im unlängst beendeten Irak-Krieg, bei dem die Beseitigung des Saddam-Hussein-Regimes als positives Ergebnis auf der Habenseite verbucht werden kann, es andererseits aber gilt, die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Daran beteiligen wollen sich auch über 600 tschechische Firmen. Über deren Chancen, einen diesbezüglichen Auftrag zu erhalten, erfahren Sie mehr von Lothar Martin.

Irakische Kinder  (Foto: CTK)
Ein ungeheures Interesse hat bei tschechischen Unternehmern die Möglichkeit hervorgerufen, sich am Wiederaufbau des Irak beteiligen zu können. Bis zum Abschluss der Meldefrist am 15. Mai wurden ihrerseits über 600 Firmen registriert, die sich um einen lukrativen Auftrag bemühen. Die Informationen über diese Firmen, deren angebotenen Produkte und deren Kontaktadressen werden laut Martin Tlapa, dem Generaldirektor der Regierungsagentur Czechtrade, über die tschechischen Botschaften in Washington und in Kuwait direkt an die Datenträger der Amerikanischen Agentur für internationale Entwicklung (USAID) und an das amerikanische Amt für Rekonstruktion und humanitäre Hilfe (ORHA) weitergeleitet. Über diese beiden Institutionen besteht dann eine gewisse Möglichkeit, dass die tschechischen Firmen eventuell mit den amerikanischen Unternehmen, denen die Aufträge im Irak in der Regel zugeteilt werden, in Kontakt kommen. Denn nur so besteht überhaupt erst einmal die Chance, dass auch tschechische Firmen quasi als Subunternehmer auch ein klitzekleines Stück vom großen Kuchen Irak-Geschäft abbekommen. Diesen Standpunkt vertritt jedenfalls der tschechische Botschafter in den USA, Martin Palous:

"Die Aufträge werden den amerikanischen Firmen zugeschlagen und für unsere Unternehmen nimmt es ganz einfach eine Schlüsselrolle ein, mit diesen Firmen in Kontakt zu kommen und mit diesen eine entsprechende Beteiligung zu vereinbaren."

Durchaus gute Chancen für eine Auftragsbeteiligung werden hierbei der tschechischen Gesellschaft Technoexport eingeräumt, da diese Gesellschaft über die komplette Dokumentation von 60 Prozent der irakischen Erdölraffinerien verfügt, nämlich jene, die sie in der Vergangenheit hat dort errichten lassen. Dennoch ist man in Tschechien eher skeptisch, was eine breite Beteiligung von inländischen Firmen am Wiederaufbau im Irak anbelangt. Einer der Gründe dafür sind die fehlenden Kontakte in die USA oder nach Kuwait, was auch Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík sehr bedauert:

"Unsere Einheiten haben Kuwait schon so gut wie fast verlassen, doch ist es bisher nicht gelungen, ihren Aufenthalt in eine konkrete Zusammenarbeit umzumünzen. Und das ärgert mich natürlich. Ich hoffe, dass noch nicht zuviel an Zeit versäumt worden ist und das noch weiterhin eine Möglichkeit existiert."

Eine positive Ausnahme bisher ist die Skoda Auto AG in Mladá Boleslav, die nach Vermittlung des Verteidigungsministers von kuwaitischen Unternehmern kontaktiert wurde. Deren Ziel ist es, den Vertrieb von Skoda-Fahrzeugen nach Kuwait und in den Irak zu initiieren, was vor dem Krieg aufgrund des gegen den Irak bestandenen Wirtschaftsembargos nicht möglich war. Die tschechische Regierung wird die Projekte der tschechischen Unternehmen im Irak übrigens mit 520 Millionen Kronen (ca. 17 Millionen Euro) unterstützen. 120 Millionen werden noch in diesem Jahr sowie jeweils 200 Millionen Kronen in den Jahren 2004 und 2005 ausgezahlt.