Politologe Bohumil Dolezal: Die Regierung kann zufrieden sein

EU-Flagge in Usti nad Labem (Foto: CTK)

Das tschechische "Ja" für Europa wird sich zweifelsohne auch auf die Position der Spidla-Regierung auswirken. Martina Schneibergová fragte den Politologen Bohumil Dolezal nach seiner Auffassung:

EU-Flagge in Usti nad Labem  (Foto: CTK)
"Ich glaube, die tschechischen Bürger sind Realisten und sie wissen, dass wir in einer solchen Situation sind, dass für uns der EU-Beitritt im Grunde genommen vorteilhaft sein wird, nicht jedoch in den nächsten Wochen, aber in einer längeren Perspektive. Die Skeptiker sind in dieser Gesellschaft immer mehr zu hören als es deren wirklichen politischen Kraft entsprechen würde."

"Wie ist die zurückhaltende Haltung des Staatspräsidenten und der Bürgerdemokraten (ODS) zu erklären?"

"Das ist selbstverständlich nur eine Hypothese, aber ich habe den Eindruck, dass Präsident Klaus und auch die Führung der ODS davon überzeugt waren, dass die Kampagne der Regierung und der Regierungsparteien so schwach und unvollkommen war, dass sich diese Tatsache auf das Resultat des Referendums auswirken muss und dass sie dann Möglichkeit haben werden, sich gegen die Regierungsparteien durchzusetzen. Die erwähnte Überzeugung wurde nicht bestätigt. Es ist zwar kein triumphaler Sieg, aber das Resultat ist so, dass die Regierung zufrieden sein kann und vor allem niemand wird die Regierung kritisieren."

"Bedeutet das auch eine Stärkung des Selbstbewusstseins für die Regierung Spidla?"

"Bestimmt, ich glaube, die Ausgangsposition des Vladimír Spidla-Kabinetts ist für den bevorstehenden Kampf um die Finanzreform viel, viel besser als vor dem Referendum und auch viel besser, als man erwartet hatte."

Soweit Bohumil Dolezal, der als Politologe an der Karlsuniversität wirkt. Nach seiner Meinung über das Resultat des Referendums fragten wir kurz nach der Veröffentlichung des Ergebnisses auch Professor Tomás Halík, den Präsidenten der Tschechischen Christlichen Akademie:

"Ich war nicht so sehr überrascht, ich erwartete so etwas, aber ich bin sehr zufrieden, dass es so verlaufen ist. Ich bin sehr froh, dass die Euroskeptiker, die Angst vor Europa und vor dem Westen verbreiteten, nicht die Mehrheit, bzw. einen größeren Teil der Bevölkerung beeinflussten."