Verlängerung der tschechisch-deutschen Verständigungsstraße
In der Nähe der mährischen Gemeinde Guntramovice/Guntersdorf, am Fuße des Roten Berges, trafen am vergangenen Samstag bereits zum achten Mal Menschen zusammen, um die dort vor einigen Jahren errichtete sogenannte "Straße der tschechisch-deutschen Verständigung" zu verlängern. Martina Schneibergova hat sich erkundigt.
"1998, als wir hier einen Gedenkakt anlässlich des 240. Jahrestags der Schlacht bei Guntramovice und Domasov nad Bystrici organisierten, entdeckten wir eine Stelle, wo sich Massengräber befanden. Die Schlacht war für diese Region aus der Sicht der preußisch-österreichischen Kriege von Bedeutung. Ein Grabmal, das anlässlich des 100. Jahrestags der Schlacht errichtet wurde, wurde inzwischen vernichtet. Wir bereiteten damals eine Kampagne im Rahmen des angestrebten EU-Beitritts vor und veröffentlichten gemeinsam mit anderen Organisationen und Gemeinden einen Aufruf. Darin wurde betont, dass wir mit anderen Ländern - vor allem mit Deutschland - künftig den Weg der Verständigung gehen wollen, und dass Angelegenheiten der Vergangenheit kein Hindernis in den bilateralen Beziehungen darstellen dürfen. Als der Begriff des Weges der Verständigung erwähnt wurde, fiel uns ein, dass er nicht nur einen verbalen Charakter, sondern auch eine physische Form haben könnte."
Die Idee wurde bald in die Tat umgesetzt, und unweit von Guntramovice entstand ein Weg, der mit Steinplatten zu je 40x45 Zentimetern gepflastert wird, die von Institutionen oder auch von einzelnen Menschen gespendet werden. Auf der Gedenkplatte steht der Name des Spenders, bzw. ein Zitat. Je vier Platten werden nebeneinander gelegt. Am vergangenen Samstag wurde die Straße der Verständigung - wie gesagt - zum achtenmal verlängert."Bis zum heutigen Tag haben sich 107 Spender an der Entstehung des Weges der Verständigung beteiligt. Wir begrüßten am vergangenen Samstag den 100. Spender, und zwar die Stadt Bílovec, die die Steinplatte gemeinsam mit ihren Partnerstädten - Bad Neustadt aus Deutschland und Kietrz aus Polen - spendete."Die Teilnehmer der Tschechisch-deutschen Verständigungsstraße stammen inzwischen nicht nur aus Tschechien oder Deutschland, sondern auch aus Frankreich, Österreich, Polen, Portugal und den USA. Petr Anderle zufolge wollen die Initiatoren aus ihrem Projekt jedoch keine Mode- bzw. Massenangelegenheit machen. Jeder, der sich von der Idee der Verständigung angesprochen fühlt, kann sich anschließen.
"Es ist eher eine emotionale und moralische Angelegenheit der Teilnehmer. Bei der Verlängerung des Weges laden wir immer alle bisherigen Teilnehmer ein, sodass sie inzwischen eine Art Familie oder Gemeinschaft bilden."