Wasserreinhaltung als tschechisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt
Vor ziemlich genau einem Jahr wurde Tschechien von einer verheerenden Überschwemmungskatastrophe heimgesucht. Doch nicht nur aufgrund dieses traurigen Jubiläums können Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, dieser Tage vermehrt Berichte über die Flut und ihre Folgen hören. Es gibt auch ganz aktuelle Anlässe, und zwar durchaus erfreuliche, die unsere Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken. So etwa die Wiedereröffnung einer Wassergütemessstation an der Elbe, die von der Flut zerstört worden war. An der Reparatur hat sich Deutschland finanziell beteiligt, zur Eröffnung reiste auch Bundesumweltminister Trittin an. Hören Sie mehr von Gerald Schubert:
Bei der kleinen Gemeinde Kly, im mittelböhmischen Bezirk Melnik gelegen, versammelte sich am Donnerstag wohl mehr Prominenz als die Ansiedlung Einwohner hat. Grund: Die Messstation Obristvi, die die Wasserqualität der Elbe messen soll, wurde vom Hochwasser im vergangenen August komplett zerstört, mit finanzieller Hilfe aus Deutschland repariert und am Donnerstag feierlich wiedereröffnet. Mehr als 10 Millionen Kronen, etwa 310.000 Euro, hat die Reparatur gekostet, die deutsche Seite hat sich mit etwa vier Fünftel an der Finanzierung beteiligt. Radio Prag hat den deutschen Umweltminister Trittin, der an der offiziellen Eröffnung der Anlage teilnahm, nach den Hauptmotiven für die Unterstützung seitens seines Landes gefragt:
"Wir waren vor einem Jahr hier und haben die Situation gesehen. Und dies hier war eine der Möglichkeiten, gemeinsam die Folgen der Flut zu bewältigen. Das ist auch in unserem Interesse. Denn die Elbe gehört weder der Tschechischen Republik noch Deutschland, sondern sie durchzieht beide Länder. Und wir haben beide gemeinsam Interesse daran, den Zustand der Elbe so zu halten, dass sie nicht verschmutzt, dass keine unzulässigen Einträge stattfinden. Insofern war es für uns eigentlich eher selbstverständlich, dass wir in dieser Situation mit unseren Nachbarn, mit denen wir schon viele solche Projekte gemacht haben, in der Stunde der Not so etwas organisieren."
Als Trittin vor einem Jahr in Tschechien war, da galt seine Reise insbesondere dem nahegelegenen Chemiewerk Spolana, das ebenfalls fast völlig überflutet war, und aus dem Umweltgifte in größerem Ausmaß auszutreten drohten. Auch im Hinblick auf dieses Werk ist die nunmehr wiederhergestellte Messstation für Trittin besonders wichtig:"Wir haben mit der heutigen Einweihung der Messstation auch wieder die Möglichkeit, kontinuierlich zu messen, ob von dieser Chemieanlage eine Gefahr ausgeht oder nicht. Ich gehe aber davon aus, dass die tschechische Seite das alles sehr gut im Griff hat."
Die Station Obristvi an der Elbe bildet gemeinsam mit einer anderen Anlage an der Moldau einen wichtigen Bestandteil des Überwachungsnetzes, das der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe wertvolle Daten liefert. Diese Kommission ist durch internationale Verträge genau geregelt. Dennoch betonte der stellvertretende tschechische Umweltminister Tomas Novotny gegenüber Radio Prag die besonders reibungslose Zusammenarbeit mit der deutschen Seite, gerade im Umweltbereich:
"Die Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland ist im Vergleich mit allen andern Nachbarländern de facto die intensivste. Wir schätzen die Hilfe sehr, die Deutschland der Tschechischen Republik gewährt. Sei es in Form konkreter finanzieller Hilfe, sei es im Rahmen von Twinning-Projekten, wo Experten Tschechien auf die EU vorbereiten. Oder eben im Rahmen der internationalen Organisationen zum Schutz der Elbe, der Oder und der Donau, wo spezielle ressortübergreifende Kommissionen existieren. Die Zusammenarbeit mit Deutschland ist also auf dem höchstmöglichen Niveau."