Tschechien oder Tschechische Republik
Als sich die Tschechoslowakei vor über 10 Jahren teilte, entstand im tschechischen Teil des Landes ein Problem: wie sollte sich das Land nennen? Bis heute tauchen in den Medien immer mal wieder Debatten über den Namen des Landes auf. Im heutigen Sprachkurs schauen wir einmal, warum man sich so streitet.
Bis 1992 hiess das Land Československo - Tschechoslowakei - Československo. Nach der Teilung konnte man den tschechischen Landesteil nicht Česko taufen, da es dieses Wort im Tschechischen eigentlich nicht gibt. Česko könnte man mit dem im Deutschen inzwischen üblichen Tschechien übersetzen. Als offiziellen Namen des Landes wählte man schliesslich Česká republika - Tschechische Republik -Česká republika.
Ein Problem bei der Namensgebung des Landes bestand darin, dass es im Tschechischen keinen Unterschied zwischen böhmisch - český und tschechisch - český gibt. Zu Zeiten der österreichischen Monarchie hiess das Gebiet der heutigen Tschechischen Republik České země - Böhmische Länder bzw. Země koruny české - die Länder der böhmischen Krone. Dazu gehörten neben Čechy - Böhmen - Čechy auch Morava - Mähren - Morava und ein Teil von Slezsko - Schlesien - Slezsko.
Die Bewohner von Böhmen -Čechy sind theoretisch Češi, aber als Češi bezeichnet man in der Regel alle Bewohner der Tschechischen Republik - die Tschechen eben. Die Bewohner von Morava - Mähren sind die Moravané - die Mährer- Moravané. Und wer in Slezsko - Schlesien lebt, ist ein Slezan - Schlesier.
Da český sowohl böhmisch als auch tschechisch bedeutet, fühlten sich die Moravané -Mährer bei Namensvorschlägen wie Česko oder Čechieübergangen. Sie forderten Staatsbezeichnungen wie Čechy, Morava a Slezsko: Böhmen, Mähren und Schlesien. Man berief sich auch auf das im 9. Jahrhundert existierende Velkomoravská říše - Grossmährische Reich und schlug Moravsklo vor.
Noch heisst das Land Česká republika - Tschechische Republik. Immer mehr setzt sich allerdings auch die Kurzbezeichnung Česko durch. Und bei Länderspielen wird die tschechische Mannschaft mit einem kurzen Češi do toho - Tschechen vorwärts angefeuert. Das wär es auch schon für heute na slyšenou - auf Wiederhören sagen Martina Schneibergová und Katrin Bock.