Forum 2000: Weltweite Probleme erfordern integrative Lösungsansätze
Am Donnerstag hat im Prager Gemeindehaus das Arbeitsprogramm der diesjährigen Konferenz Forum 2000 begonnnen. Gerald Schubert hat die Veranstaltung vor Ort verfolgt und fasst die Schwerpunkte des ersten Konferenztages zusammen:
"Wir begegnen in der heutigen Welt immer neuen Themen, die die Menschheit entzweien - die Politiker und die Völker. Umso wichtiger ist es, immer wieder aufs neue darüber zu sprechen, was die Menschheit verbinden kann, gegenseitig Einblick zu nehmen in unsere Art zu denken, in unsere Haltungen und Erfahrungen, und zu versuchen, einander zu verstehen und friedliche Lösungswege zu finden."
Vor allem die Kluft zwischen arm und reich sei, so der Tenor, das größte und brennendste Problem in der heutigen Welt der rasanten Globalisierung. In vielen Redebeiträgen des Anfangsplenums, und dann in den einzelnen Workshops, wurde über spezielle Themen wie den Umgang mit der Verschuldung der ärmsten Länder oder über ausgleichende Strategien in der Landwirtschaft diskutiert, über Maßnahmen gegen Korruption und über die Bedeutung der NGOs beim Bau jener "Brücken über globale Abgründe", die das Motto der Konferenz bilden.
Doch auch die großen Player der internationalen Wirtschaft müssen, so hieß es, von Anfang an in Diskussion miteinbezogen werden. Es genüge nicht, mit dem Finger auf irgendwelche Verantwortlichen zu zeigen, sondern man müsse gemeinsam nach Lösungen suchen. Radio Prag hat am Rande der Veranstaltung Heinz Rothermund, den früheren Direktor der Firma Shell, verantwortlich für Forschung und Produktion in Lateinamerika und Afrika, vors Mikrophon gebeten. Wie sieht er die Bedeutung der multinationalen Konzerne für die Lösung der Probleme, wie sie im derzeitigen Prozess der Globalisierung sichtbar werden?
"Große Firmen haben ein sehr hohes technisches Know-how. Aber sie haben im Laufe der Zeit auch ein ganz großes menschliches und integratives Know-how entwickelt, das genau dazu benutzt werden kann, um gewisse Tätigkeiten auszuführen und Ziele zu erreichen. Ich glaube, dass sich gerade da die großen Gesellschaften sehr gut profiliert haben und wirklich die Fähigkeit zeigen, mitzuarbeiten. Und ich betone: mitzuarbeiten. Man kann nicht erwarten, dass die großen Firmen die Probleme der Welt lösen. Die Probleme der Welt werden von allen gemeinsam gelöst. Aber die großen Firmen haben unweigerlich eine sehr wichtige Rolle zu spielen, die sich in den letzten fünfzehn Jahren sehr viel stärker herauskristallisiert hat als früher, wo man das Gefühl hatte: Man macht sein Geschäft und sonst hat man mit Integration in der Gesellschaft relativ wenig zu tun."