Tschechische Republik wird Verkehrsknotenpunkt in Europa
Am Dienstag und Mittwoch fand im Mövenpick Hotel Prag eine internationale Konferenz unter dem Motto "Die Tschechische Republik - ein zukünftiger Verkehrsknotenpunkt in Europa" statt. Während dieser Konferenz hatte Lothar Martin die Gelegenheit, mit Ing. Olga Pokorna, dem Mitglied des Verhandlungsteams für das Operationsprogramm Infrastruktur beim tschechischen Verkehrsministerium zu sprechen.
Bei der Autorin mehrerer Fachpublikationen zur Entwicklung und Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur fragte ich zunächst nach, inwieweit die Tschechische Republik auf die Rolle eines europäischen Verkehrsknotens vorbereitet ist bzw. wo sie hierbei noch zulegen muss:
"Nun, wir werden selbstverständlich nicht der einzige Verkehrsknoten in Europa sein, davon wird es mehrere geben. Aber wir liegen nun einmal in den so genannten Korridoren und ob wir die Funktion eines verkehrsgerechten Transitlandes erfüllen, liegt selbstverständlich daran, in welchem Stand sich die Infrastruktur befindet, die innerhalb dieser Korridore liegt. Wir haben die Chance dazu, doch müssen wir dafür alle Kräfte und Finanzen bündeln, um unsere Verkehrskorridore zu modernisieren bzw. auszubauen."
Das Straßennetz in Tschechien ist mit 0,737 km in Bezug auf den Quadratkilometer zwar eines der dichtesten in ganz Europa, doch leider überwiegen hierbei die wenig gut ausgebauten Landstraßen II. und III. Ordnung in den ländlichen Gebieten. Das für einen zügigen und damit durchlässigen Transport erforderliche Autobahnnetz hingegen ist mit derzeit 517 Kilometern mehr als kümmerlich. Während es eine langjährige Autobahnverbindung von Prag über Brno/Brünn bis nach Bratislava in die Slowakei gibt und in Richtung Deutschland zwei ausgebaute Autobahnstrecken bis einschließlich des Jahres 2006 fertig gestellt werden, ist dergleichen in Richtung Polen und in Richtung Österreich noch nicht vorhanden. Vor allem die fehlende Autobahntrasse zur Alpenrepublik wurmt die motorisierten Tschechen, insbesondere die in Südböhmen beheimateten ziemlich mächtig. Dazu sagte mir Olga Pokorná:
"Die Autobahn D3 wird vorbereitet. Dazu werden finanzielle Mittel gesucht, wobei sich insbesondere die Region Südböhmen darum bemüht, denn der Südböhmische Kreis ist bei uns jener Kreis, der bisher über keinen einzigen Autobahnkilometer verfügt. Also hier gibt es sehr große Bestrebungen, damit der Autobahnbau beginnt."
Im Eisenbahnverkehr sehe die Situation schon etwas besser aus, erklärte mir Pokorná, um jedoch gleich anzufügen, dass dies weit weniger für den regionalen Schienentransport zuträfe. Der einzige Verkehrsknoten, der derzeit bereits europäischen Maßstäben entspreche, sei der Prager Flughafen Ruzyne, auf dem über 94 Prozent des Personenluft- und mehr als 84 Prozent des tschechischen Güterluftverkehrs abgewickelt werden. Um dieses hohe Verkehrsaufkommen zukünftig etwas zu entlasten, will man die wichtigsten regionalen Flugplätze mit Hilfe der europäischen Strukturfonds alsbald weiter ausbauen.