Streik der österreichischen Eisenbahner wirkt sich auch auf Tschechien aus

Streik der österreichischen Eisenbahner (Foto: CTK)

Politische Differenzen in dem einen Land können schon mal Auswirkungen auf ein anders Land haben. Etwa dann, wenn bilaterale Beziehungen zum innenpolitischen Wahlkampfschlager werden. Zurzeit aber spürt Tschechien auf ganz andere, konkretere Weise die Folgen eines ausländischen Interessenskonflikts: Die österreichischen Eisenbahner streiken, die Tschechische Bahn bleibt davon nicht unberührt. Hören Sie mehr von Gerald Schubert:

Streik der österreichischen Eisenbahner  (Foto: CTK)
In Tschechiens südlichem Nachbarland Österreich waren Streiks eigentlich immer eine recht seltene Angelegenheit gewesen. Seit Anfang des Jahres 2000 die konservative Volkspartei mit der Freiheitlichen Partei eine Regierungskoalition bildete, sprechen Politologen jedoch von einem "Übergang von der Konsens- zur Konfliktdemokratie". Und das bedeutet: Auch die sogenannte Sozialpartnerschaft, die Interessenskonflikte vielfach bereits abgeschwächt hatte, bevor sie zum offiziellen Politikum wurden, funktioniert nicht mehr so wie in den Zeiten der großen Koalitionen.

Jüngstes Beispiel: Der Arbeitskampf bei der Österreichischen Bundesbahn. Was die Regierung Reform und Umstrukturierung nennt, das heißt bei Gewerkschaft und Opposition Zerschlagung oder drohende Personaleinsparung. Die Fronten sind verhärtet, seit Mittwochfrüh befinden sich die Bahnmitarbeiter in unbefristetem Streik. Und den bekommt auch Tschechien zu spüren. Petr Stahlavsky, Sprecher der Tschechischen Bahnen:

"Es werden insgesamt 10 Euro-City-Züge, 4 Schnellzüge, 20 Eilzüge und 43 Personenzüge bzw. Kurswagen gestrichen. Dabei geht es jedoch nur um die Abschnitte ab der jeweils letzten Station auf tschechischem Gebiet Richtung Österreich. Alle anderen Züge innerhalb Tschechiens fahren."

Streik der österreichischen Eisenbahner  (Foto: CTK)
Ganz so unkompliziert ist die Situation aber wohl nicht: Mittlerweile etwa wurde auch die Liegewagen-Direktverbindung Prag - Linz - Zürich zur Gänze gestrichen. Die Fahrgäste des Euro-City Vindobona von Wien nach Hamburg können erst in Prag vom Ersatzverkehr auf die reguläre Verbindung umsteigen, da die Garnituren auf österreichischem Gebiet stecken geblieben sind. Und: Insgesamt 30 Güterzüge stehen auf tschechischer Seite bereits an den Grenzen, die überwiegende Mehrheit am wichtigsten Grenzbahnhof Breclav. Die Tschechische Bahn hat daher am Mittwochvormittag beschlossen, einige von Norden kommende internationale Güterzüge nicht mehr zu übernehmen.

Noch unmittelbarer betroffen sind natürlich jene Reisenden, die von Tschechien direkt nach Österreich fahren wollen. Ihnen kann nur geraten werden, sich möglichst bald nach Alternativen umzusehen. Denn laut Website des Österreichischen Rundfunks sieht es im Zusammenhang mit dem Streik mehr nach Eskalation als nach Beruhigung aus: Nachdem der Bahnvorstand mit Entlassungen gedroht hat, meint die Gewerkschaft nun entsprechend erbost, man könne den Streik auch über das Wochenende hinaus fortführen.