Sitzplatz nicht garantiert: Den Tschechischen Bahnen fehlen Waggons
Es sind Ferien, da wird viel gereist, und das auch mit dem Zug. In letzter Zeit gab es aber einige schlechte Erfahrungen mit den Tschechischen Bahnen. Ihre Züge haben nämlich nicht immer ausreichend viele Waggons.
Ausnahmsweise sei zu Beginn ein kleiner persönlicher Erfahrungsbericht erlaubt. Vor kurzem habe ich mir ein Zugticket von Prag nach Ostrava / Ostrau gekauft, inklusive einer Platzreservierung. Etwa eine Woche vor der Reise wurde ich per Email informiert, dass es den entsprechenden Waggon am Zug nicht geben würde, und gleichzeitig wurde mir eine neue Sitzplatznummer mitgeteilt. Kein Problem also für mich, ich bin auch so zufrieden nach Ostrau gefahren.
Tomáš aber hat eine ganz ähnliche Situation anders erlebt:
„Ich habe extra Fahrkarten für die erste Klasse gekauft, damit wir es während der Reise bequem haben. Letztlich saßen wir aber in der zweiten Klasse voller Menschen. Es war laut, ich konnte mich nicht konzentrieren und nicht arbeiten.“
Der Erste-Klasse-Waggon, für den Tomáš die Plätze reserviert hatte, sei am Zug gar nicht angehängt gewesen, schildert der Fahrgast. Erfahren habe er dies allerdings erst fünf Minuten vor Abfahrt durch eine Nachfrage beim Zugpersonal.
Die Waggonplanung der Züge könne sich bei technischen Problemen eben ändern, heißt es von Seiten der Tschechischen Bahnen (ČD). Mitunter gebe es dann nicht ausreichend Ersatzwagen, räumte ČD-Sprecher Petr Šťáhlavský in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks ein:
„Bei einer durchschnittlichen Gesamtzahl von 6500 Verbindungen, die wir täglich anbieten, handelt es sich etwa um einige Dutzend Fälle am Tag.“
Die fehlenden Waggons stehen demnach länger als erwartet in den Werkstätten, weil deren Betreiber die abgemachte Reparaturfrist nicht einhalten würden. Und das habe wiederum zur Folge, so Šťáhlavský, dass weitere Wagen wegen überfüllter Werkstätten nicht rechtzeitig zur regulären Durchsicht kämen – und darum auf dem Wartegleis stünden.
Doch damit würden die Probleme noch nicht enden, erläutert der Bahn-Sprecher weiter:
„Schuld sind außerdem verspätete Lieferungen neuer Waggons durch die Hersteller. Bei den modernen Motorzügen RegioFox zum Beispiel kam es erst mit einer Verspätung von einem Jahr zur Übergabe.“
Da die Lage überall in Europa ganz ähnlich sei, könne man leider auch keine Waggons bei ausländischen Partnern leihen, fügt Šťáhlavský hinzu. Darum wolle die Bahn nun mehr eigene Werkstatthallen einrichten, etwa in Cheb / Eger oder in Havlíčkův Brod / Deutschbrod.
Damit ist aber noch nicht das Problem des Arbeitskräftemangels gelöst, das den gesamten Sektor in Tschechien plagt. Reisende, deren Sitzplatzreservierung unangekündigt wegfällt, haben jedenfalls Anspruch auf Rückerstattung. Seine Fahrt wird Tomáš somit auch im Nachhinein noch beschäftigen…
„Als wir unseren Waggon nicht vorgefunden haben, haben wir uns einfach auf die ersten freien Plätze gesetzt – in der Hoffnung, dass uns keiner vertreibt. Weiter haben wir uns dann erst einmal nicht darum gekümmert. Aber jetzt werden wir eine Ausgleichszahlung anfordern. Immerhin hatten wir ja Tickets für die erste Klasse und saßen dann ganz woanders.“
Die Tschechischen Bahnen würden in einem solchen Fall den Preisunterschied zwischen den Waggonklassen erstatten, bestätigt Sprecher Šťáhlavský. Und außerdem:
„Falls der Platz nicht zur Verfügung gestellt wird, für den der Fahrgast eine Reservierung hat, besteht unabhängig von der Waggonklasse ein Anspruch auf Rückzahlung der Reservierungsgebühr sowie auf eine Entschädigung in fünffacher Höhe dieser Summe.“
Darüber hinaus müssen Beförderungsunternehmen – seien es ČD oder auch Privatanbieter – Strafe zahlen, wenn sie die angekündigte Zugkapazität oder auch Barrierefreiheit nicht gewährleisten. Dieses Geld geht an die Auftraggeber des öffentlichen Verkehrs, also die Kreisverwaltungen und das Verkehrsministerium.