Tschechische Bahnen lancieren Nachtzug-Marke – neue Verbindung durch Deutschland nach Zürich

Jiří Ješta spricht mit Journalisten

Sie sind die klimafreundliche Alternative zum Fliegen und erleben eine Renaissance: die Nachtzüge. Die Tschechischen Bahnen (České dráhy, ČD) haben deswegen die neue Marke „ČD Night“ geschaffen. Und zum Winterfahrtplan kommt auch eine neue Schlafwagen-Verbindung hinzu, sie führt von Prag über Deutschland in die Schweiz.

Von links nach rechts Jiří Ješta,  Michal Krapinec und Bohumír Bárta | Foto: Till Janzer,  Radio Prague International

„ČD Night“ nennen sich ab dem Winterfahrplan die Nachtzüge der Tschechischen Bahnen. Eigentlich handle es sich gar nicht um eine neue Marke, sondern eher um eine „deutliche Verbesserung des Service für die Reisenden“, sagte ČD-Generaldirektor Michal Krapinec am Montag bei der Präsentation auf dem Prager Hauptbahnhof. Dass auch der nationale tschechische Anbieter nun auf den Zug aufspringt und wieder Nachtverbindungen anbietet, begründete Krapinec so:

„Die Kunden in diesem Segment gibt es. Auch das Interesse daran besteht. Und ab dem neuen Fahrplan, der im Dezember in Kraft tritt, werden wir fünf eigene Direktverbindungen anbieten. Weitere Strecken werden von unseren ausländischen Partnern bedient, mit denen wir an dem Angebot zusammenarbeiten.“

Von links nach rechts Jiří Ješta,  Michal Krapinec,  Bohumír Bárta und Petr Šťáhlavský | Foto: Till Janzer,  Radio Prague International

Ganz neu bei den Nachtzügen ist ab dem Fahrplanwechsel der EuroCity „Canopus“. Dieser fährt täglich von Prag über Dresden, Leipzig, Frankfurt, Karlsruhe, Freiburg und Basel nach Zürich beziehungsweise in die andere Richtung. Jiří Ješeta ist Vorstandsmitglied bei den Tschechischen Bahnen und dort für den Personenverkehr verantwortlich:

„Für uns bedeutet diese Verbindung eine große Neuerung, weil wir schon seit vielen Jahren keine Nachtzüge mehr zusammen mit der Deutschen Bahn angeboten haben. Auch waren die Vorbereitungen nicht leicht. Denn der Zug in Richtung Schweiz richtet sich nicht nur an Reisende aus Tschechien, sondern auch aus Sachsen und weiteren deutschen Bundesländern. Außerdem lässt sich so zum Frankfurter Flughafen fahren. Die Ankunft ist zwar schon zwischen drei und vier Uhr früh, aber das kann ja für Flugreisende auch praktisch sein.“

Bei den Tschechischen Bahnen geht man davon aus, dass es für diese Verbindung genügend Kundschaft gibt – so wie für die bereits bestehende Nachtlinie von Prag über Linz und Innsbruck nach Zürich. Diese sei regelmäßig ausgebucht, so Ješeta…

„Das Interesse an der Fahrt mit Nachtzügen erlebt innerhalb Europas eine gewisse Renaissance. Auch unser Partner, die Deutsche Bahn, sieht darin Potenzial. Aber natürlich wird erst die Zeit zeigen, wie erfolgreich dies ist“, sagt der Personenverkehrschef.

ČD-Generaldirektor Michal Krapinec wagt hingegen eine deutlichere Vorhersage:

„Unsere Nachtzüge sind bisher zwischen 80 und 100 Prozent ausgelastet. Da wir unsere Waggons modernisiert haben, dürfte das Interesse an den Verbindungen eher steigen als fallen. Das bedeutet eine Auslastung im Bereich von 90 Prozent.“

Für die neue Strecke über Deutschland setzen die Tschechischen Bahnen ihre modernsten Schlafwagen ein, die Liegewagen stellt hingegen die schweizerische SBB.

Insgesamt habe das tschechische Unternehmen 250 Millionen Kronen (rund zehn Millionen Euro) in den Wagenpark für die Nachtlinien investiert. Mittlerweile stünden 30 Waggons für die Nachtruhe zur Verfügung, rechnet Jiří Ješeta durch:

„Es sind zwölf Schlafwagen vom Typ WLABmz, die von Siemens hergestellt wurden. Sie sind relativ neu und wurden nicht modernisiert, sondern nur an das neue Branding ‚ČD Night‘ angepasst. Dann haben wir neun Schlafwagen WLABmee, diese wurden beim Maschinenbauer Škoda Pars in Šumperk modernisiert. Unter anderem sind Steckdosen und W-Lan eingebaut worden. Zudem gibt es dort nun auch Familienabteile, die sich miteinander verbinden lassen. Und zuletzt gehören den Tschechischen Bahnen noch Liegewagen, die der ÖBB abgekauft wurden. Auch diese haben wir komplett überholt. Sie sind nun klimatisiert und unter anderem mit Vakuum-Toiletten ausgestattet.“

Die Tschechischen Bahnen betreiben ihre Nachtlinien bisher ohne staatliche Hilfe. Um konkurrenzfähig zu bleiben, wolle man aber mit der Regierung in Verhandlungen über eine Form der Unterstützung treten, bekennt Jiří Ješeta. Im neuen Zug „Canopus“ beginnen die Preise für eine Fahrt im Liegewagen übrigens bei 1732 Kronen (71 Euro) und im Schlafwagen bei 2234 Kronen (91 Euro). Und was bedeutet der Name „Canopus“? Wie bei allen Nachtverbindungen ist es ein Stern – in dem Fall der hellste im Sternbild Kiel des Schiffs.

Autor: Till Janzer
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