Konferenz über Integration von Ausländern

Foto: Europäische Kommission

In Prag hat am Donnerstag eine zweitägige internationale Konferenz begonnen, die sich - im wahrsten Sinne des Wortes - mit einer ebenso internationalen Thematik befasst. Konkret geht es um Probleme und Lösungsansätze im Zusammenhang mit Migration und Integration von Ausländern. Gerald Schubert hat die Konferenz am Freitag besucht und folgenden Bericht vorbereitet:

Foto: Europäische Kommission
Im Sommer dieses Jahres wurde - Radio Prag hat berichtet - von der tschechischen Regierung ein interessantes Pilotprojekt ins Leben gerufen: Bürgerinnen und Bürger aus drei ausgewählten Staaten, nämlich aus Bulgarien, Kroatien und Kasachstan, können im Rahmen bestimmter Quoten zu bevorzugten Bedingungen auf dem tschechischen Arbeitsmarkt aktiv werden. Betont wird dabei stets, dass es sich um keinerlei Diskriminierung gegenüber anderen Staaten handelt, sondern eben um ein Versuchsprojekt, aus dem man genug Erfahrungen sammeln will, um das Projekt später einmal auf andere Länder auszudehnen. Der langfristige Beweggrund ist in Europa gut bekannt: Die Geburtenrate sinkt, die Gesellschaft überaltert, die künftige Finanzierung von Sozial- und Pensionssystemen weckt Besorgnis.

Erfahrungen sammeln will man auch auf der Konferenz, die derzeit in Prag stattfindet. Michal Meduna, Direktor der Abteilung für Migration und Ausländerintegration am Ministerium für Arbeit und Soziales und einer der Mitorganisatoren meinte gegenüber Radio Prag:

"In der Tschechischen Republik leben relativ viele Ausländer. Gegenwärtig beträgt diese Zahl fast eine Viertelmillion, und realistischerweise muss man davon ausgehen, dass sie noch weiter ansteigt. Schon jetzt machen Ausländer 2,3 Prozent der Population aus. Und es wäre von der Tschechischen Republik dumm, wenn sie darauf verzichten würde, auch das Potential dieser Bevölkerungsteile zu nutzen, also jener Menschen, die hier wohnen, die mit uns arbeiten und mit uns ins Kino gehen. Wichtig für Tschechien ist nun folgendes: Obwohl viele Ausländer hier leben, sind es andererseits nicht so viele, dass die Politik das nicht bewältigen könnte. Also: Wir haben die Chance, uns nun auf der ganzen Welt umzusehen, den guten Beispielen aus anderen Ländern zu folgen, aus schlechten Beispielen zu lernen, und so selbst eine Politik zu entwickeln, in der das beste daraus zusammengefasst ist."

Und genau darum gehe es, so Meduna, auch in der nun stattfindenden Konferenz: Um einen Erfahrungsaustausch mit anderen Ländern, um die hierzulande noch relativ junge Problematik "Ausländerintegration" in ihren diversen Aspekten besser kennen zu lernen. Bereits am Donnerstag haben Vertreter aus diversen Staaten über die jeweils spezifischen Probleme im Zusammenhang mit Migration und Integration referiert, am Freitag stand dann die Präsentation konkreter Integrationsprojekte auf dem Programm.

Klar ist: Fragen der Zuwanderung stellen immer eine sehr komplizierte Thematik dar. Denn nicht zuletzt sind juristische und administrative Probleme hier unmittelbar mit der öffentlichen Meinung und mit bestimmten Anforderungen an gesellschaftliche Toleranz verbunden. Welche Aspekte stehen hier für die Tschechische Regierung im Mittelpunkt? Michal Meduna vom Ministerium für Arbeit und Soziales:

"Administrative Probleme kann man immer irgendwie lösen. Aber am wichtigsten ist es wahrscheinlich, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass Ausländer Menschen wie du und ich sind, mit ähnlichen Freuden und Sorgen. Wir sprechen ja von der Eingliederung des Einzelnen in die Gesellschaft, und nicht in die Rechtsordnung oder in die Staatsverwaltung. Die Gesellschaft spielt also sicher die wichtigste Rolle auf diesem Gebiet."