Prof. Sommer spricht sich lobend über die Prager Musikschule für Sehbehinderte aus

Professor Antonius Sommer

Mit den Erfahrungen eines deutschen Experten aus dem Bereich der Behindertenpädagogik bzw. der Früherziehung konnten sich tschechische Pädagogen, Kinderpfleger und Pädiater vor kurzem bei den in Prag und im südmährischen Kyjov durchgeführten Vorlesungen von Professor Antonius Sommer bekannt machen. Für Professor Sommer, der stellvertretender Direktor des Instituts für Sonderpädagogik der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ist, war es nicht die erste Vortragsreise in die Tschechische Republik. Martina Schneibergova bat ihn nach seinem Vortrag in Prag darum, diesen Erfahrungsaustausch zu beurteilen:

Professor Antonius Sommer
"Das ist der Punkt, weshalb ich immer wieder gern nach Tschechien komme, weil ich großes Interesse spüre, große Aufmerksamkeit, und ich würde sagen auch Dankbarkeit für das, was man vorträgt. Leider bin ich nicht in der Lage, sprachlich direkt mit den Teilnehmern zu kommunizieren - das wird übersetzt. Ich bin eher daran angewiesen, mehr die Körpersprache der Leute mitzudeuten, aber auch die Informationen, die mir durch meine Freunde gegeben werden, und danach bestätigt sich dieser Eindruck, dass also große Aufmerksamkeit da ist und großes Interesse."

Gibt es bestimmte Parallelen, bzw. ähnliche Entwicklungen in Ihrem Fachbereich, wenn sie es auch auf tschechischer Seite beobachten?

"Ja, das kann man sicher sagen. Ich bin immer beeindruckt durch diese Tatsache, wenn ich diese Informationen bekomme - einmal die Themen, die für mich und in meinem Bereich in Deutschland aktuell sind, dass sie auch hier gefragt sind, und wenn ich dann durch Zusatzinformation die Entwicklungen, in die das hineinfließt, erkennen kann, dann habe ich den Eindruck, es sind ganz ähnliche Entwicklungen. Lediglich in einem Punkt haben wir dann einen deutlichen Unterschied festgestellt: Wir in Deutschland haben große Probleme mit einem hohen Prozentsatz von Kindern, die sich nicht mehr konzentrieren können. Das scheint in diesem Ausmaß hier noch nicht angekommen zu sein in der Entwicklung - möglicherweise in Anfängen in großen Städten, aber in den ländlichen Regionen offenbar noch nicht."

Sie haben sich vorher über eine pädagogische Einrichtung in Prag lobend ausgesprochen...

"Bei der Stadtbesichtigung in Prag, wo ich gute persönliche Führer habe, stellt sich immer wieder heraus, dass es hier Einrichtungen gibt, die wir in Deutschland nicht so haben, die traditionell schon große Errungenschaften darstellen und nicht jetzt in der neuesten Zeit sich entwickelt haben, wie eine Musikschule und Musikhochschule für Sehbehinderte oder eine große, sehr differenzierte Einrichtung für Hörgeschädigte. In ähnlicher Form gibt es so etwas für Hörgeschädigte auch bei uns, aber gerade wo Sehbehinderte oft sehr musikalisch sind und auf diesem Gebiet Großes leisten können, muss man das in Deutschland vermissen. Es gibt in der ganzen Bundesrepublik Deutschland keine einzige Einrichtung speziell für Sehbehinderte, wo die zum Musizieren angeleitet werden und wo ihre Talente entfaltet werden. Da können wir von den Tschechen viel lernen."