Prag bekam ein besonderes Franz-Kafka-Denkmal
Am Donnerstagabend herrschte auf dem kleinen Platz zwischen der Prager Heiligen-Geist-Kirche und der Spanischen Synagoge trotz fallender Dämmerung ungewöhnlich lebhafte Atmosphäre. Dutzende Bewunderer des weltberühmten Prager Literaten Franz Kafka sind gekommen, um der feierlichen Enthüllung jenes Denkmals beizuwohnen, auf das sie bereits seit Jahren gewartet haben. Unsere freie Mitarbeiterin Lucie Drahonovska war vor Ort.
Der Autor des Franz-Kafka-Denkmals ist der tschechische Bildhauer Jaroslav Róna. Bereits vor drei Jahren hat Róna an der entsprechenden Ausschreibung teilgenommen und mit seiner vieldeutigen Kafka-Interpretation die meisten Juroren überzeugt. Was den Bildhauer bei der Darstellung der verschlüsselten Welt Kafkas inspiriert hat, das erklärte er gegenüber Radio Prag:
"Ich bin zu der Auffassung gekommen, dass die Staute eine gewisse innere Spaltung Kafkas widerspiegeln soll. Deshalb bin ich von zwei Figuren ausgegangen und habe danach gesucht, wie ich ihre Beziehung zueinander am deutlichsten charakterisieren sollte. Den Schlüssel dazu fand ich in der Novelle Beschreibung eines Kampfes"Und welche Eindrücke hat das neue Franz-Kafka-Denkmal auf die Anwesenden gemacht? Radio Prag hat direkt vor Ort nachgefragt.Zuerst auf der deutsprachigen Seite, konkret beim österreichischen Botschafter in Tschechien, Klas Daublebsky:
"Ich meine, dass man der Stadt Prag gratulieren kann, dass sie endlich ein Monument zu Ehren Franz Kafkas bekommen hat. Es freut mich als einen Vertreter der Deutschsprachigen natürlich ganz besonders, weil Kafka ein Schriftsteller deutscher Sprache gewesen ist, der jedoch inzwischen die ganze Welt fasziniert und der er auch an angehört. Zum Denkmal selbst muss ich sagen, dass es von den Entwürfen, die ich gesehen habe, auch nach meinem Gefühl das Beste ist, da es etwas Kafkaeskes an sich hat. Wir wissen zwar, dass es sich dabei um ein ganz konkretes Zitat aus der Erzählung Beschreibung eines Kampfes' handelt, aber es ist ein Denkmal, das sehr viel Raum für persönliche Interpretation, Überlegungen und Mystizismen offen lässt."
Und was sagt ein Mitglied der Franz-Kafka-Gesellschaft, der langjährige Kafka-Kenner und Übersetzer Josef Cermak zu diesem Denkmal?"Es ist etwas kompliziert. Ich war schon dabei, als der Entwurf präsentiert wurde und ich war ganz offen dagegen. Mir gefiel er nicht. Jetzt sehe ich das Denkmal jedoch in voller Größe und habe den Eindruck, dass es mir besser gefällt. Und wie mein Bekannter sagte: man wird sich schon daran gewöhnen."
Und wenn auch Sie auf das Franz-Kafka-Denkmal neugierig geworden sind, dann kommen Sie doch nach Prag und schauen Sie sich selbst ein wenig um. Und vergessen Sie nicht, in Ihre Reisetasche auch ein Buch einzupacken. Am Besten von Kafka.