Ex-Präsident Havel zieht Bilanz

Ex-Präsident Havel, Foto: CTK

Der ehemalige Präsident Vaclav Havel lässt erneut von sich hören. Am Dienstag kam er im Prager Kaffeehaus Louvre mit einer Gruppe von Journalisten zu einem informellen Treffen zusammen, um ein Jahr nach dem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt Bilanz zu ziehen. Dagmar Keberlova fasst zusammen.

Ex-Präsident Havel,  Foto: CTK
Ex-Präsident Havel eröffnete das Treffen unkonventionell mit einem Mundharmonikastück. Seinen Verfassungspflichten entbunden, fühle er sich viel freier in seinen Meinungsäußerungen. Der Ex-Präsident hätte jedoch nicht die Zeit, die er sich nach 13 Jahren im Präsidentenamt von seiner Rente erwartet hatte. Vor allem fehle ihm die Zeit und Konzentration zum Schreiben. In seine Kanzlei kämen täglich rund 30 Briefe, zum Teil mit den verschiedensten Einladungen, die er zu 99% aus Zeitmangel ablehnen müsse. Oft wird mit einem gewissen Lächeln über all die Preise gesprochen, die Havel weltweit verliehen bekommt:

"Ich selber fühle die Sonderbarkeit meiner Rolle, als ob ich ein Träger einer ungewöhnlichen Geschichte, ein merkwürdiger Märchenheld wäre, dessen Leben ständig eine Auszeichnung wert ist. Und es ist nicht so, dass mit jedem weiteren Preis mein Selbstbewusstsein wachse. Im Gegenteil, je mehr Preise ich verliehen bekomme, desto größerer Verlegenheit verfalle ich."

Ex-Präsident Havel,  photo: CTK
Vaclav Havel erklärte erneut, dass er sich in die tschechische Innenpolitik nicht einmischen wolle, da er es nicht für richtig halte. Oft wird ihm vorgeworfen, dass er sich um die Probleme der ganzen Welt kümmert nur nicht um die tschechischen. Dazu meinte er, für ihn als Weltbürger gebe es tatsächlich internationale Probleme, die ihm mehr Sorgen bereiten als die heimischen Debatten über die Änderungen der Steuerabgaben. Das zeigen auch seine Pläne für dieses Jahr: Havel will sich auch weiterhin im Kampf um Menschenrechte hervortun, und dies auf Kuba, in Weißrussland, Tschetschenien und Tibet. Zu Tschechien als neuem EU-Mitglied sagte er unter anderem: A/havelUnie "Ich glaube, dass es nicht gut ist, immer nur zu jammern, dass jemand groß ist und uns in zweite Linie stellen möchte sowie mehr Stimmen hat. Das ist keine gute Position, so wird sich unsere Situation fortschreitend verschlechtern. Eine sinnvolle Stellungnahme ist, ruhig, sachlich, intelligent und souverän so zu handeln, dass die anderen - egal ob kleine oder große - nur so staunen."