Pfarrer in Detrichovice stiehlt angeblich Kircheninventar

Jedes Jahr werden etwa 700 kirchliche Einrichtungen ausgeraubt

Jedes Jahr werden in Tschechien nach Angaben der Kirchenverwaltung etwa 700 Kirchen, Kappellen und weitere kirchliche Einrichtungen ausgeraubt. Ein besonders abschreckender Fall hat sich in den vergangenen Jahren in Nordmähren abgespielt. Dagmar Keberlova hat weitere Informationen.

In der Gemeinde Detrichovice hat laut Bezirksgericht Bruntal der dortige Pfarrer Kircheninventar aus der 1773 gebauten Kirche des Erzengels Michael gestohlen. Im Jahr 1996 soll er die Einrichtung entwendet und später verkauft haben, sogar die Kirchglocke aus dem 16. Jahrhundert. Er hätte damals für die gestohlenen Objekte 27 000 Kronen eingesteckt und die Abholung der Gegenstände mit einer Reinigung der Kirche begründet. Jetzt wurde der römisch-katholische Pfarrer, Josef Chovanec, der heute bereits in einer anderen Pfarrei dient, zu sechs Jahren Haft verurteilt. Mit ihm auch weitere 10 Personen, die sich an der Plünderung des Kulturdenkmals beteiligt haben. Um genaueres zu diesem Fall zu erfahren, rief ich den Bürgermeister der betreffenden Gemeinde, Detrichovice an. Rostislav Harazin hat das Wort:

"Obwohl wir versucht haben, die Gegenstände zu schützen, die Mauer auszubauen, damit keine fremden Personen in die Kirche eindringen können. Aber zum Schluss endete es so, wie es endete."

Bürgermeister Harazin wollte keine weitere Stellungnahme zu dem Fall abgeben. Auch die Leitung der Diözese Ostrava/Opava hält sich zurück. Ein Sprecher des Bischofs sagte, da der Verurteilte Berufung eingelegt habe, gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung. Der endgültige Beschluss des Gerichts müsse abgewartet werden. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Pfarrer Chovanec hält an seiner Unschuld fest. Die gestohlenen Objekte wurden bisher nicht gefunden. Seit zwei Jahren versuchen die Bürger der Gemeinde, mit einer eigenen Initiative die Kirche zu retten. Mit Hilfe öffentlicher Institutionen sowie mit Geschenken von Privatfirmen wurde bereits zum Teil das Dach renoviert, Stromleitungen ausgebaut und eine Analyse der Statik angefertigt. Zweimal pro Jahr lebt die sonst verlassene Kirche auf: Im Herbst wird hier eine Pilgermesse zelebriert, und zu Weihnachten findet ein Konzert statt.