Kirche in Detrichovice von Pfarrer ausgeraubt
In der folgenden Ausgabe des Regionaljournals beschäftigt sich Dagmar Keberlova mit einem Diebstahl in einer Kirche in Nordmähren.
"Wir haben in der Gemeinde mehrere Kirchen. Derzeit fallen fünf Gemeinden unter die Verwaltung von Svetla Hora, davon ist eine Detrichovice. Man kann sagen, dass wir in jeder Gemeinde eine Kirche haben. Einige haben wir versucht zu retten, und zwar nicht nur die Kirchen, sondern auch die Kappelen, die sich dort ebenfalls befinden. Das wichtigste aber fehlt nach wie vor: ausreichend Geld für ihre Erhaltung. Vor zwei Wochen haben wir noch ein weiteres Kulturdenkmal dazu erhalten, und zwar eine Holzkappelle in Podlesi."
Mit der Kirche hätten bereits vor Jahren Schwierigkeiten begonnen. Aber schon seit langer Zeit seien alle Bemühungen der Verantwortlichen darauf ausgerichtet, die Kirche zu retten, denn die Einwohner seien sich der Tatsache sehr genau bewusst, dass ohne Kirche und Schule eine Gemeinde nicht vollständig ist, so Harazin. Er erklärt weiter, warum die Gemeinde aber eigentlich dennoch nichts gemacht hat:
"Bei der Feststellung von Besitz von Gütern kam man bei dieser Kirche drauf, dass sie in kirchlichem Besitz ist. Und zwar komplett, inklusive Ausstattung. Der Gemeinde gehörte nur die Friedhofsmauer, die ein Kulturdenkmal war. Wir bemühten uns, das Problem komplex zu lösen, aber die Pfarrei gehörte zwei verschiedenen Gemeinden an. Seit dem die Pfarrei in Vrbno die Verantwortung auf die Pfarrei in Mala Moravka übertragen hat, begannen die Probleme."
Wo die Probleme aber wirklich liegen, scheint der Bürgermeister bis heute nicht zu wissen. Oder er will schlicht und einfach die Verantwortung dafür nicht übernehmen. Denn, er behauptet weiter:
"Auch wenn man des Öfteren gesagt hat, dass wir in den Jahren des Kommunismus Barbaren waren, haben wir bei uns in Svetla schon damals versucht, die Kulturdenkmäler zu schützen und im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten nach Lösungen zu suchen. Das Problem war, dass etwas den Gemeinden gehörte, und etwas der Kirche."
Bürgermeister Harazin hat - so meint er - den Vorteil, dass er den Zustand vor 1990 kenne und versucht hätte, schon früher etwas für die Rettung zu tun. Im telephonischen Gespräch mit Radio Prag konnte er sich allerdings nicht einmal an den Namen der Kirche erinnern. Fraglich ist, wie ernsthaft er sich in der Vergangenheit mit dem Fall tatsächlich beschäftigt hat. Der Vollständigkeit halber muss gesagt werden, dass Bürgermeister Harazin der Kommunistischen Partei angehört und einer der drei kommunistischen Senatoren ist. Wer nur ein wenig die Geschichte dieses Landes in den vergangenen 50 Jahren verfolgt hat, der weiß, wie sich die Kommunisten zur Kirche als solches verhalten haben, sowohl zu ihren Vertretern als auch ihren Angehörigen und Einrichtungen. Wenn man heutzutage durch Tschechien fährt und die verfallenen Kirchen betrachtet, dann ist kein anderer als die Kommunisten an ihrem Zustand schuld. Das einzige Interesse der Kommunisten war, die Kirchen möglichst verfallen zu lassen, sie teilweise zu Lagern und verschiedenen anderen Einrichtungen umzuwandeln oder anders zu missbrauchen. Dann hat sie nur noch interessiert, wer zur Kirche geht, und zwar aus dem Grund, damit sie diese Menschen verfolgen und erpressen können. Dies kurz zu den 40 Jahren der kommunistischen Herrschaft in der damaligen Tschechoslowakei.
Kehren wir jedoch zum kommunistischen Bürgermeister Harazin zurück. Als Beispiel seiner angeblichen Bemühungen führt Bürgermeister Harazin den Fall einer Holzkappelle in Sucha Rudna an, wo man mit dem Erzbischof von Olomouc/Olmütz verhandelt habe. Allerdings ohne Erfolg. Bei der Kirche in Detrichovice begann das Dach zu verfallen, und so hat man damals versucht, das Problem aus Sicherheitsgründen zu lösen. Nach dem Jahr 1990 hätte es alles gegeben, nur Geld nicht. Auch das habe ich in dem Gespräch erfahren. In den 90er Jahren wären dann einige Einrichtungen der Kirche wie die Sakristei verfallen. Auf Ansuchen der Bürger wurde die Problematik neu diskutiert. Bürgermeister Harazin behauptet, man hätte Gespräche über die Rettung des Denkmals geführt, dann aber sei es bereits zu dem gekommen, was wir ohnehin schon wüssten. Die Gemeinde hätte versucht, die Friedhofsmauer zu renovieren, damit das Objekt vor Diebstählen geschützt wäre. Des weitern behauptet Bürgermeister Harazin, die Gemeinde hätte von dem Verbrechen des Pfarrers erst aus den Zeitungen erfahren, und er konnte sich nicht einmal an das Jahr der Aufdeckung erinnern.
In seinen Worten finde ich keine Spur von Verantwortung dafür, was passiert ist. So war es auch bei den Verurteilten vor Gericht. Beispielsweise die Aussage des Pfarrers, der seine Beteiligung an den Diebstählen bestreitet. Er bestreitet, die gestohlene Glocke je gesehen zu haben: "In der Kirche wurden keine Messen abgehalten. Sie war geschlossen. Ich habe sie fast nicht besucht", so der angeklagte Pfarrer Chovanec.
Die involvierte Denkmalschützerin Sarka Fidrichova, die bei der Beschaffung der notwendigen Bewilligung für das Entfernen der Glocke behilflich war, bestreitet ebenfalls ihre Schuld. Sie wurde zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, weil sie die Glocke aus dem Jahre 1564 zu einer aus dem 19. Jahrhundert erklärte und ihre Erlaubnis zur Ausfuhr gegeben hatte. Sie hätte sich als Historikerin immer bemüht, die Denkmäler zu schützen, und nicht zu beschädigen. Wahrscheinlich denkt sie, dass die aus dem 16. Jahrhundert stammende Glocke in einer Privatsammlung in Deutschland, wohin die Glocke angeblich verkauft wurde, besser geschützt sei als dort, wo sie hingehört.
Die vermissten Sachen konnten nicht einmal von Interpol gefunden werden, und einige zweifeln auch das Zielland an. Die Leitung der Diözese Ostrava/Opava wollte ebenfalls noch keine Stellungnahme abgeben. Ein Sprecher des Bischofs sagte, warum: Wenn ein Angeklagter Berufung eingelegt hat, dann gilt für ihn nach wie vor die Unschuldsvermutung und man müsse den endgültigen Abschluss des Gerichtsverfahrens abwarten. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Pfarrer Chovanec und Denkmalschützerin Fidrichova bekennen sich nicht schuldig und haben sofort Berufung eingelegt.
Seit zwei Jahren versuchen die Bürger der Gemeinde, mit ihrer eigenen Initiative die Kirche zu retten. Und einiges haben sie schon erreicht. Die Gemeinde würde den engagierten Bürgern entgegen kommen und hätte bereits 250 000 Kronen investiert, meint Bürgermeister Harazin. Mit Hilfe weiterer Institutionen und Geschenke von Privatfirmen wurde bereits zum Teil das Dach renoviert, eine Stromleitung ausgebaut und eine statische Analyse durchgeführt. Dem derzeitigen Pfarrer zufolge dient die Kirche als ein Sammelort von verschiedenen Kreuzen aus der Umgebung. Für die Zukunft würden sich die interessierten Einwohner wünschen - neben Dotationen, um die sie ersuchen - dass die Kirche auch anders genutzt wird. Zum Beispiel, dass dort ein Museum über die Bedeutung des ehemaligen Schlesischen Fürstentums entsteht.