Ausstellung: Die Geschichte der Prager Burg
Eine Klinge aus Feuerstein, Keramikbruchstücke, Fragmente von Ohrringen aus Kupfer. Stumme Zeugen aus einer Zeit, in der Prag noch Jahrtausende davon entfernt war Sitz königlicher und kaiserlicher Regentschaft zu sein. Überreste aus der Steinzeit, aus einem Grab, in dem etwa 2900 vor unserer Zeitrechnung eine Frau begraben wurde. Auf den Hügeln an der Moldau, auf denen sich die Prager Burg, der Hradschin, über die Stadt erhebt. Das Frauengrab und seine Beigaben sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Ausstellung "Príbeh prazského hradu" - "Die Geschichte der Prager Burg", die am Montag Tschechiens Präsident Václav Klaus eröffnet hat.
"Ich bin überzeugt, wenn Sie sich diese Ausstellung ansehen, werden Sie mir zustimmen: Es handelt sich um ein außergewöhnliches und einzigartiges Werk, das kaum einen Vergleich findet, weder in seinen Ausmaßen noch bei den Ausstellungsstücken. Diese sind entweder seit unglaublich langer Zeit nicht mehr der Öffentlichkeit gezeigt worden oder sie wurden bisher noch nie öffentlich gezeigt."
Das steinzeitliche Frauengrab haben Forscher erst 1996 bei Ausgrabungen auf dem Burggelände entdeckt. Es ist also eine dieser nie zuvor gesehenen Raritäten, die Klaus ankündigt. Andere Ausstellungsstücke schlummerten gut verpackt im Depositorium der Burg, zu wertvoll um dem Tageslicht preisgegeben zu werden. Erst mit in jüngster Zeit entwickelten Verfahren, konnten die Ausstellungsmacher die Kostbarkeiten aus der Prager Vergangenheit wieder ans Licht holen: Grabbeigaben aus der vorchristlichen Ära, ein Prager Groschen aus dem Jahre 1300, der Epoche des Premysliden-Königs Václav II. Oder die Grabeskleidung von Rudolf II., der im Jahr 1612 mit einem Brustpanzer bestattet wurde. Vier Jahre Vorbereitungszeit hat die Dauerausstellung in Anspruch genommen. Jetzt füllt sie das Gotik-Ambiente des Königlichen Palastes, eines der ältesten Gebäude der Prager Burg. Die Kuratorin Sylvie Blaskovanová über die Ausstellung und ihre Macher:"Wir sind davon ausgegangen, dass die größten Experten diejenigen sind, die schon jahrelang auf der Prager Burg arbeiten. Denn ihre Erfahrungen konnten im Rückblick auf Jahre der Forschung und wissenschaftlichen Arbeit in diese Ausstellung einfließen. Das heißt auch, dass die einzelnen Texttafeln zu den Objekten bis zu 14 Tage Arbeit in Anspruch genommen haben."Die fürstliche Burgstätte, der Vorgänger des Prager Hradschins, stand schon im 9. Jahrhundert. Doch lange sollte es noch dauern bis der Burgkomplex in ganzer Pracht erstrahlen konnte. Allein den alles überragenden St. Veitsdom haben die Prager erst 1929 nach fast 600 Jahren Bauzeit fertig gestellt. Wie genau, das erfahren Besucher in der Ausstellung "Geschichte der Prager Burg".