Sparsamer, umweltfreundlicher, schöner: Prager Burg soll neue Außenbeleuchtung erhalten
Weniger Lichtsmog, aber dafür Kosteneinsparungen und ein nobleres Aussehen – das erhofft man sich von einem neuen Beleuchtungssystem für die Prager Burg. Wie groß aktuell die Lichtverschmutzung durch die in die Jahre gekommenen Strahler ist, ermittelt derzeit ein Team von Wissenschaftlern.
Die Prager Burg ist die Dominante der tschechischen Hauptstadt. Auch nachts bietet der Gebäudekomplex dank der Beleuchtung eine imposante Kulisse. Wer aber genau hinsieht, dem fällt auf, dass die einzelnen Bauten nicht in der gleichen Farbe leuchten. Ein Teil der Burg wirkt eher grünlich, andere Teile der Fassade werden gelb oder weiß angestrahlt. Warum das so ist, weiß Pavel Vyhnánek. Er ist der Direktor der Burgverwaltung und schilderte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Die festliche Beleuchtung der Burg wurde vor mehr als 30 Jahren angebracht. Damals war sie sehr modern, das Konzept wurde geschmackvoll und behutsam entworfen. Mittlerweile ist die Technologie aber veraltet. Sie leuchtet mit Natriumdampflampen, die heute kaum noch hergestellt werden. In ein paar Jahren werden wir womöglich gar keine Leuchtmittel mehr auftreiben können. Und schon jetzt sind eben einige Farbtöne nicht mehr erhältlich.“
Deshalb plant man derzeit, die Beleuchtung der Burg einer Generalüberholung zu unterziehen. Man rechne mit einer Energieeinsparung von 50 Prozent, so Vyhnánek. Gründe für die Erneuerung gebe es aber noch weitere, etwa den Umweltschutz:
„Die neuen Technologien ermöglichen es, den Lichtsmog zu reduzieren. Wir werden gezielter nur die Burg anstrahlen können und nicht gleich die gesamte Umgebung. Das ist auch für die Menschen von Vorteil, die in der Nähe wohnen oder sich nachts auf der Burg aufhalten.“
Vor allem geht es um den Schutz von Flora und Fauna. Wie groß die Lichtverschmutzung durch die Beleuchtung der Prager Burg aktuell ist, haben deshalb in der vergangenen Woche Wissenschaftler der Technischen Universität (ČVUT) ermittelt. Zu dem Forscherteam zählte auch Patrik Kučera. Um die Strahlkraft zu messen, verwendete er einen Fotoapparat und ein Stativ. Die Aufnahmen wurden anschließend von einer speziellen Software ausgewertet. Um punktgenau zu bestimmen, welche Beleuchtungsform am schädlichsten ist, wurden die einzelnen Strahler in Absprache mit der Burg nach und nach ausgeschaltet. Der Rundfunkreporterin schilderte Kučera:
„Wir führen vier Messungen durch, die wir anschließend miteinander vergleichen. So können wir etwa bestimmen, wie sehr die Beleuchtung des Domes die nähere und die weitere Umgebung beeinflusst. In ganz Prag gibt es mehrere Messteams: auf dem Dach des Landwirtschaftsmuseums, auf der Eisenbahnbrücke bei Výtoň sowie im Areal der Burg und auf dem Hradschiner Platz.“
Und Kučera selbst hatte sein Stativ am Smetana-Ufer mit Blick auf die Karlsbrücke und die Prager Burg aufgestellt. Die Ergebnisse der Analyse sollen der Burgverwaltung bis Ende des Jahres vorgelegt werden. Wie dann das weitere Vorgehen sein wird, schildert Pavel Vyhnánek:
„Im Verlaufe des kommenden Jahres wollen wir eine Ausschreibung veröffentlichen. Die entsprechenden Parameter werden wir auch anhand der Studie der Technischen Universität festlegen. Wir gehen davon aus, dass es sich um einen großen Auftrag handeln wird und dass wir auch Einreichungen internationaler Teams erhalten werden.“
Bis die Burg also nicht nur in einem einheitlichen Farbton, sondern auch energiesparend und zumindest ein wenig umweltfreundlicher angestrahlt wird, werden also noch mehrere Jahre vergehen. Vyhnánek betont, dass man in einem weiteren Schritt ebenso die Beleuchtung unmittelbar im Burgareal austauschen wolle, also die Lampen auf den Plätzen und in den Gassen des Komplexes.
Derzeit wird die Prager Burg von Sonnenuntergang bis Mitternacht angestrahlt. Die Kosten für die Beleuchtung belaufen sich täglich auf rund 3000 Kronen (120 Euro).