Die Luxemburger Dynastie als Briefmarkenthema: Ausstellung auf der Prager Burg

Ausstellung 'Die Luxemburger Dynastie zwischen zwei Ländern'

Briefmarken mit den Motiven der Luxemburger Dynastie werden in einer Ausstellung gezeigt, die in der Zweigstelle der Tschechischen Post auf der Prager Burg zu sehen ist.

Die Tschechische Post hat eine Zweigstelle direkt auf der Prager Burg. Sie befindet sich auf dem dritten Burghof gegenüber dem Veitsdom. Am vergangenen Mittwoch wurde im dortigen Postamt eine Briefmarkenausstellung eröffnet. Sie trägt den Titel „Die Luxemburger Dynastie zwischen zwei Ländern“ und zeigt eine Auswahl von Briefmarken aus Luxemburg und Tschechien. Pavel Kovařík ist Historiker und arbeitet im Prager Postmuseum. Er hat die Ausstellung kuratiert.

Kurator Pavel Kovařík | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Die Ausstellung wurde auf Initiative der luxemburgischen Botschaft zusammengestellt. Der Botschafter war begeistert von den Räumlichkeiten, die die Tschechische Post auf der Prager Burg zur Verfügung hat. Wir waren bemüht, das zu präsentieren, was die beiden Länder im Bereich der Briefmarken gemeinsam haben. Und dies ist eben die Luxemburger Dynastie“, so Kovařík.

Während die Luxemburger Herrscher schon in den 1930er und 1940er Jahren oft auf den Briefmarken des Großherzogtums erschienen, sind sie in der Tschechoslowakei und Tschechien vor allem später zum Motiv geworden. Die erste Briefmarke mit den Luxemburgern wurde laut dem Kurator jedoch bereits 1943 auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens herausgegeben, also im sogenannten „Protektorat Böhmen und Mähren“:

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Damals sollte sie dem Zweck dienen, die Verbindungen der Böhmischen Länder mit dem Deutschen Reich zu betonen. In Luxemburg hatten die Herrscher der Luxemburger Dynastie ganz andere historische Konnotationen und tauchten öfter auf den Briefmarken auf.“

Die Aufmerksamkeit der Besucher wird unter anderem auf eine sehr schöne Briefmarke mit dem Porträt von Kaiser Karl IV. gelenkt, die Jahre lang in der Tschechoslowakei verkauft wurde. Die Briefmarke stammt von 1978.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Es ist wichtig zu unterscheiden, ob an den Herrscher als solchen oder an ein Kunstwerk erinnert wird, auf dem er abgebildet ist. Die Briefmarkenserien aus den 1970er Jahren stellen eher die Kunstwerke der Burg Karlštejn oder die Büsten vom Triforium des Prager Veitsdoms dar. Erst in der Mitte der 1990er Jahre wurde hierzulande intensiv an die Herrscher aus der Dynastie der Luxemburger erinnert. Damals wurde eine Serie mit ihnen herausgegeben. Damit gehören sie zu den großen Staatsmännern, die auf den tschechischen Postwertzeichen abgebildet worden sind“, erläutert Historiker Kovařík.

Wenn ein Künstler den Entwurf für eine Briefmarke kreiert, kann er sich im Falle der Porträts mittelalterlicher Herrscher nur von wenigen Quellen inspirieren lassen. Zur Verfügung stehen ihm laut dem Kurator vielleicht einige Plastiken beziehungsweise Siegel:

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Es ist interessant, dass sich die beiden Länder bemüht haben, das Wenige, was zur Verfügung steht, beim Briefmarkendruck zu nutzen. Den Besuchern der Ausstellung würde ich empfehlen, sich damit bekannt zu machen, wie diejenigen, die die Briefmarken gestalteten, mit den wenigen erhaltenen Porträts umgegangen sind. Es gibt Fälle, dass ein einziges Siegel mehrere Male in Luxemburg sowie in der Tschechoslowakei als Vorlage diente.“

Neben Karl IV. finden sich auf den Briefmarken, die auf der Prager Burg gezeigt werden, auch sein Sohn, der spätere Kaiser Sigismund, sowie Karls Vater Johann von Luxemburg, der Johann der Blinde genannt wurde.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des 700. Jahrestags der Ankunft der Luxemburger in Prag wurde 2011 eine Briefmarke in Zusammenarbeit mit der Luxemburgischen Post herausgegeben. Als Motiv hatte sie die Porträts von Johann von Luxemburg und seiner Frau Elisabeth von Böhmen“, so Pavel Kovařík.

An der Vernissage nahm auch der luxemburgische Botschafter in Tschechien, Ronald Dofing, teil. Hier ein Gespräch mit dem Diplomaten:

Herr Botschafter, wie entstand die Idee für die Briefmarkenausstellung?

Der luxemburgische Botschafter Ronald Gofing | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Wie viele Menschen habe ich als Junge Briefmarken gesammelt. Das tue nicht mehr. Aber ich habe mich daran erinnert, wie viel Freude ich daran hatte. Ich kannte deshalb verschiedene Serien von Briefmarken der böhmischen Könige und der Luxemburger Herzöge aus der Zeit – mit Johann dem Blinden, mit Karl IV., Wenzel und Sigismund. Deshalb kam die Idee auf, Geschichte und Briefmarken zusammenzubringen. Ich entdeckte das Philatelie-Museum in Prag, was ein Geheimtipp ist. Ich empfehle den Hörern sehr dort mal vorbeizuschauen, wenn sie Zeit haben. Es ist ein sehr schönes historisches Gebäude mit fantastischen Sammlungen und wirklichen Schmuckstücken der Philatelie der Tschechoslowakei und der Tschechischen Republik. Die Briefmarken zeigen auch ein Stück der Kunstgeschichte. Denn wichtige und bekannte Grafiker unserer beiden Länder haben damals in der Blütezeit der Philatelie die Postzeichen entworfen. Deshalb ist es auch ein Kulturereignis, sich diese Sammlung anzusehen.“

Ich denke, dass allgemein leider immer weniger Menschen Ansichtskarten und Briefe schreiben und Briefmarken kaufen. Dies gilt vermutlich auch für Luxemburg, oder?

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Leider glaube ich, dass da der Fortschritt – mit Fragezeichen – nicht mehr aufzuhalten ist. Ich denke, die Post in der Art, wie wir sie kennen, hat ihre Blütezeit erlebt. Ich meinerseits schreibe noch gerne Postkarten aus dem Urlaub, aber ich habe festgestellt, dass es immer schwieriger wird, Briefmarken aufzutreiben oder Postbüros zu finden. Leider verschwindet auch die Infrastruktur, und die Postbüros schließen eines nach dem anderen. Ich finde das schade. Denn das war natürlich auch ein soziales Gefüge und förderte den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Aber es ist halt so. Heute schicken wir Mails, SMS und andere Sachen. Briefmarken muss man sich heutzutage eher im Museum ansehen. Deshalb würde ich dafür plädieren, dass auch diese Museen und diese Art des Brauchtums und der Kunst hochgehalten werden und dass unsere Kulturministerien das unterstützen.“

Finden Sie eine der Briefmarken, die hier gezeigt werden, besonders beeindruckend?

„Ja, die Briefmarke von 1938 aus Luxemburg, die den Kaiser Sigismund darstellt. Das ist ein berühmtes Porträt von Sigismund, und der hat eine ganz außergewöhnliche Mütze auf. Deshalb sticht das gleich ins Auge.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Die Briemarkenausstellung mit dem Titel „Die Luxemburger Dynastie zwischen zwei Ländern“ ist in der Zweigstelle der Tschechischen Post auf der Prager Burg zu sehen. Sie läuft noch bis Ende dieses Jahres. Das Postamt auf dem dritten Burghof ist unter der Woche täglich von 8 bis 19 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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