Regierung stoppt Radarverkauf an China

Radarsystem Vera-E (Foto: www.era.cz)

Das tschechische Radarsystem Vera-E wird nicht nach China exportiert. Mit der Entscheidung Ende vergangener Woche will Tschechiens Regierung offenbar die guten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten pflegen. Diese hatten in einem Brief an Premier Vladimír Spidla den Stopp des Verkaufs gefordert. Nun wollen sie selbst das Hightech-Radar erwerben. Daniel Satra berichtet.

Vor Monaten hatte China Kaufinteresse an dem Radar-System Vera-E vom Pardubicer Unternehmen ERA signalisiert. Nachdem Vertrag und Exportlizenz Mitte Januar unter Dach und Fach waren, bekam Tschechiens Premier Post aus den Vereinigten Staaten. Jetzt beschloss das tschechische Kabinett, den Export des militärisch brisanten Radars zu stoppen. Premier Vladimír Spidla sagte zu dieser Entscheidung:

"Die Regierung hat den Fall beurteilt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es nicht den außenpolitischen Interessen der Tschechischen Republik entspricht, diese Geräte nach China zu exportieren."

Ein Verkauf an die Volksrepublik China scheint zu brisant. Denn Vera-E arbeitet - anders als konventionelles Radar - ohne Suchstrahl. Es entschlüsselt elektromagnetische Wellen, die zum Beispiel vom Funkverkehr von Flugzeugen ausgehen. Vera-E soll auf diese Weise noch in 450 Kilometer Entfernung bis zu 200 Ziele zugleich verfolgen können. Sogar Tarnkappenbomber, wie die amerikanischen F-117-Jets, deren Spezialbeschichtung gegen Radar immun ist, soll Vera-E orten können - und das Gerät ist dabei so handlich wie ein Reisekoffer. Wie Tschechiens Tageszeitung Lidové Noviny schreibt, fürchtet das amerikanische Militär vor allem um seine Schiffe und Flugzeuge, die in den Gewässern bei Taiwan im Einsatz sind. Der Radarhersteller ERA verlor mit dem Regierungsbeschluss einen Auftrag in Höhe von 1,5 Milliarden Kronen, das sind ungefähr 46 Millionen Euro. Es gibt jedoch neue Käufer, wie der stellvertretende Außenminister Jan Winkler sagt:

"Einen Satz kauft die tschechische Armee, das ist beschlossene Sache. Und den zweiten Satz kaufen wahrscheinlich die Vereinigten Staaten, beziehungsweise die NATO zu Versuchszwecken."

Nur zwei Sätze anstatt der geplanten sechs an China. Ein kleines Trostpflaster meint Jirí Hynek, Präsident der Assoziation der tschechischen Rüstungsindustrie:

"Es ist sicherlich gut, dass Era einen Auftrag erhalten wird. Jedoch ist dies recht wenig. Zuvor bestand ein Zugang zu einem riesigen Territorium, wo schon seit dem Jahr 1998 nach Möglichkeiten gesucht wurde. Das ist keine Angelegenheit einiger Tage, das ist ein großer Arbeitsaufwand."