Internationale Universität "Nisa"

In der heutigen Ausgabe des Eurodominos erfahren Sie von Dagmar Keberlova etwas über eine internationale Universität, die nach dem EU-Beitritt Tschechiens eine positive Entwicklung erwartet. Mehr hören Sie in den folgenden Minuten, bleiben Sie dran!

Das Studienfach Informations- und Kommunikationsmanagement sowie vier Sprachen. Das alles können Studenten an der internationalen Universität "Nisa" in einem dreijährigen Studienprogramm erlernen. Seit 1997 gab es Überlegungen, eine internationale Universität zu gründen. International: damit ist das Dreiländereck Tschechien-Polen-Deutschland gemeint. Die folgenden Universitäten sind an dem internationalen Projekt beteiligt: Die Universität im polnischen Wroclaw, auf deutscher Seite die Unis Zittau und Görlitz und in Tschechien die Hochschule in Liberec/Reichenberg. Der Prorektor der tschechischen Uni in Liberec, Jaroslav Vild, mehr dazu:

"Diese drei Universitäten, oder besser gesagt ihre Vertreter, haben die weitere Entwicklung in Europa und in der Region richt eingeschätzt. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass es von Nutzen wäre, ein Projekt ins Leben zu rufen, bei dem sich Studenten aus allen drei Ländern zusammenschließen und dann abwechselnd in den beteiligten Ländern studieren würden."

Das erste Studienjahr an der internationalen Universität "Nisa" war das Jahr 2001, und die ersten Absolventen werden in diesem Juli ihre Diplome bekommen. Drei Jahre, jeweils ein Jahr in einem der drei Länder, und vier Sprachen, so das Studienprogramm. Mehr dazu vom Prorektor der Universität "Nisa", Jaroslav Vild: "Die Unterrichtssprache ist Englisch. Aber es ist ein Programm, in dem insgesamt vier Sprachen unterrichtet werden. Neben Englisch wird bei uns Tschechisch, in Polen Polnisch und in Deutschland Deutsch unterrichtet. Die Polen haben mit einem Semester Tschechisch-Unterricht ausreichende Sprachkenntnisse um schon rege mit unseren Professoren und tschechischen Kollegen debattieren zu können. Die Deutschen haben wiederum noch mit zwei Semestern genug Mühe. Die Studenten sollten am Ende des Studiums neben ihrer Muttersprache noch drei Sprachen zusätzlich beherrschen."

Während Deutsche und Polen großes Interesse an dem Studiengang im Dreiländereck zeigen, bleiben von tschechischer Seite alljährlich Studienplätze unbelegt. Zwar ist das Interesse ist groß, aber es mangelt an der Praxis: Bisher beginnen weniger Studenten als sich anfangs angemeldet haben. Dieses Problem haben viele tschechische Universitäten. Schuld daran sind oft die tschechischen Bewerbungsverfahren: Um am Ende des landesweit zentralen Bewerbungsverfahrens in Tschechien einen Studienplatz zu ergattern, bewerben sich Studenten zugleich um Plätze an mehreren Unis. Haben sie einen Platz ziehen sie ihre restlichen Bewerbungen nicht zurück. Mehr zu der Situation an der Universität "Nisa" von Prorektor Vild:

"Von tschechischer Seite aus ist das Interesse hoch, die Studenten sind interessiert. Doch am Ende ist die Zahl derer, die tatsächlich ein Studium hier beginnen, niedriger, als wir Plätze haben. Wir würden uns freuen, zehn oder zwölf tschechische Studenten zu haben, weil es jedes Jahr eine Gruppe von 30 Studenten insgesamt ist. Von der deutschen und polnischen Seite besteht hohes Interesse und der Druck auf Erweiterung der Studienplätze, und Tschechien füllt kaum die bestehenden freien Plätze. Das überrascht uns ein wenig, weil wir erwartet haben, dass wir ausreichend Studenten haben werden."

Noch im Herbst vergangenen Jahres war nicht klar, ob die Uni überleben wird. Das Weiterbestehen wurde nun dieser Tage durch einen Vertrag abgesichert. Das dreijährige Studium endet für die Studenten mit einem Diplom. Zudem erhalten sie die Möglichkeit, an jeder Universität ein weiteres Studium anzuschließen. Man arbeitet daran, dass das Studium in Zukunft erweitert werden könnte, so Prorektor Vild.

Der Trend für solche Universitäten sei gegenwärtig sehr günstig, meint Prorektor Vild. An der Universität in Liberec hofft man, dass es in Zukunft einfacher sein wird, solche Projekte ins Leben zu rufen:

"Wir hoffen dass die Regeln zukünftig europäisch sein werden, wenn wir schon in der Europäischen Union sind. Wir wünschen uns Normen, die das Leben der Universitäten einfacher machen. Unser Weg war noch lange vor dem EU-Beitritt kompliziert, und wir haben es nur dank dem Verständnis der Ministerien erreicht. Es handelt sich um viele Kleinigkeiten, an die man gar nicht denkt, wie beispielsweise eine Aufenthaltserlaubnis für Studenten, so dass sie zum Beispiel nicht für Schwarzarbeiter gehalten werden. Oft haben wir gescherzt, dass wir die Studenten durch einen Tunnel zwischen den befreundeten Ländern werden befördern müssen. Alle sagten uns: Ihr müsst bis zum EU-Beitritt durchhalten!"

Von der Akkreditierungskommission wurde die Initiative laut Prorektor Vild gelobt, und es wurde ihnen mitgeteilt, dass es derzeit in Europa kein ähnliches Projekt gebe. Auch die Studenten seien sehr zufrieden und bekennen sich stolz zu ihrer internationalen Universität. Ein Wunsch des Prorektors für die Zukunft:

"Ich würde mir wünschen, dass solche Dinge weiter bestehen, dass die Studenten einen regen Austausch unter den Universitäten betreiben. Und nicht nur die Studenten, auch die Professoren, so wie dies schon seit jeher war. Wenn es nur zum Teil gelingt, dann sind wir schon froh."





Folgende Hinweise bringen Ihnen noch mehr Informationen über den Integrationsprozess Tschechiens in die Europäische Union:



www.integrace.cz - Integrace - Zeitschrift für europäische Studien und den Osterweiterungsprozess der Europäischen Union

www.euroskop.cz

www.evropska-unie.cz/eng/

www.euractiv.com - EU News, Policy Positions and EU Actors online

www.auswaertiges-amt.de - Auswärtiges Amt