Neiße-Universität bietet neuen Masterstudiengang an

Eine virtuelle Hochschule im Grenzgebiet zwischen Tschechien, Polen und Deutschland - so ließe sich die Neisse-Universität charakterisieren. Denn sie verfügt weder über einen eigenen Campus noch über eigene Hörsäle. Wohl aber über ein handfestes Studienangebot. Und das organisieren in trilateraler Zusammenarbeit die Technischen Hochschulen in Liberec/Reichenberg und Wroclaw/Breslau sowie die Hochschule Zittau/Görlitz. Das dreijährige Bakalar-Studium absolvieren die Studenten abwechselnd jeweils ein Jahr in Tschechien, Polen und Deutschland. Ab diesem Herbst bietet die Neisse-Universität erstmals auch einen aufbauenden Masterstudiengang an. Mehr dazu hat Silja Schultheis im Gespräch mit Klaus ten Hagen, dem Rektor der Universität, in Erfahrung gebracht.

Herr ten Hagen, was hat es mit dem neuen Aufbau-Studiengang, der ab Herbst an der Neisse-Universität startet, auf sich, welche Überlegungen stehen dahinter?

"Der neue Studiengang ist ein Masterstudiengang, in Ergänzung zu dem bereits bestehenden Bachelor-Studiengang in "Information and Communication Management". In dem Masterstudiengang geht es um "Environmental, Health and Safety Risk Management" - also darum, dass jemand, der vielleicht schon gearbeitet hat und jetzt qualifiziert werden möchte, um umweltgerechte Produktion und Planung in einer großen Firma zu organisieren."

Für den neuen Masterstudiengang wird erstmals eine Studiengebühr erhoben, sie soll 560 Euro betragen. Bislang war das Studium an der Neisse-Universität ja kostenlos. Sehen Sie nicht die Gefahr, dass durch diese einheitliche Studiengebühr insbesondere Studenten aus Polen und Tschechien benachteiligt werden?

"Das ist ein großes Experiment. Wir haben darüber in den letzten zwei Jahren sehr, sehr viele Diskussionen gehabt mit unseren polnischen und tschechischen Kollegen. Wir haben alle Meinungen angehört, von Standpunkten wie "Das ist überhaupt kein Problem, es gibt in Wroclaw viele Leute, die gutes Geld verdienen" über die Meinung "Das ist ein großes Problem". Es gibt sicherlich sehr viele gute Argumente dafür und dagegen. Aber warten wir erstmal ab, was passiert."

Die Neiße-Universität ist ja ein tschechisch-polnisch-deutsches Projekt. Kamen die Studenten, die bislang hier studiert haben, auch etwa zu gleichen Teilen aus den drei Ländern?

"Theoretisch sollte es jeweils ein Drittel sein. In der Praxis waren es mal mehr polnische, mal mehr deutsche Studenten. Und eigentlich immer ein bisschen weniger tschechische Studenten."

Die Neisse-Universität ist ja noch eine ganz junge Hochschule, sie wurde 2001 gegründet. Wie bewerten Sie die ersten Jahre ihrer Existenz, hat die tschechisch-polnisch-deutsche Uni Ihre Erwartungen erfüllt?

"Also, es hat sicherlich am Anfang Erwartungen darüber geworden, dass die Neisse-Uni eine eigenständige Universität wird. In den letzten Jahren ist klarer geworden, dass die Neisse-Uni ein Netzwerk ist aus den TU Wroclaw, der TU Liberec und der Hochschule Zittau/Görlitz. Es hat Überraschungen gegeben im Bereich der Sprachen. Am Anfang hatte man die Hoffnung, dass alle drei Sprachen gleich vertreten sein würden. Diese Idee ist untergegangen, ohne dass man die Gründe dafür weiß. Es vielleicht einfach so, dass die Lehrveranstaltungen in Englisch stattfinden und die Studenten sich auf Englisch verständigen. Es ist einfach die Sprache, die die Studenten am besten sprechen. Ein weiterer Punkt: Ich bin immer wieder überrascht darüber, wie hoch die Identifikation der Studenten mit dem Studium hier ist. Wir stellen fest, dass wir nur eine sehr geringe Zahl von Studenten haben, die das Studium aufgeben."

Wer Interesse an dem neuen Studiengang bekommen hat, kann sich noch bis zum 15. September bewerben, und zwar an jeder der drei beteiligten Universitäten: also den Technischen Hochschulen Liberec und Wroclaw oder der Hochschule Zittau/Görlitz.