Der Beginn der Euroregionen geht bis ins Jahr 1958 zurück. Die erste Euroregion hat sich an der niederländisch-deutschen Grenze etabliert. Die Initiative ging damals wie heute von den Gemeinden, Städten und Kreisen aus. Mehr dazu von Katrin Müller:
Euroregionen gibt es in allen Grenzgebieten innerhalb der EU und an den EU-Außengrenzen. Dazu gehören auch Seegrenzen wie zum Beispiel zwischen Polen und Schweden. Allein an der Grenze Deutschland zu Tschechien existieren fünf Euroregionen. Die Euroregion Böhmerwald-Sumava ist eine davon. Diese Euroregion liegt an der bayrisch-tschechischen Grenze. Auf tschechischer Seite umfasst sie vier Kreise: Cesky Krumlov, Prachatice, Klatovy und Domazlice. Auf bayrischer Seite gehören sechs Städte dazu. Die Arbeit in der Euroregion Sumava bezieht sich auf grenzüberschreitende Projekte, die hauptsächlich die Gebiete Infrastruktur und Tourismus betreffen. Außerdem finden eine Reihe kultureller und sportlicher, grenzüberschreitender Aktivitäten statt. Neben den Aufgabenbereichen Tourismus, Infrastruktur und Kultur gehört aber auch die Unterstützung der Zusammenarbeit in den Gebieten Regionalplanung, Umwelt, Wirtschaftsförderung u.s.w. Vor dem EU-Beitritt Tschechiens lag einer der Schwerpunkte vor allem auf der Unterstützung aller Bestrebungen und Maßnahmen, die zur Integration der Tschechischen Republik in die EU führen. Der Journalist und Psychologe PhDr. Karel Havlik (Magazin ze Sumavy) ist in dieser Euroregion tätig. Von ihm wollte ich wissen, was sich nach dem EU-Beitritt verändert hat.
"Es ist nur eine kurze Zeit seit dem EU-Beitritt vergangen und es ist noch schwer zu beurteilen. Aber meiner Meinung nach sind die Besucherzahlen der deutschen Besucher, die den gesamten Grenzraum erkunden, gestiegen. Aber ebenso sind die Zahlen der Besucher, die nach Deutschland fahren, höher geworden. Das Interesse bezieht sich auf touristische Routen, Ausflüge in die Wälder und zu den Denkmälern. Es wird aber auch eingekauft. Die Deutschen kommen, um Benzin, Alkohol und Zigaretten zu kaufen u.s.w. Wir sehen aber auch, dass die Tschechen in Deutschland billigere Nahrungsmittel kaufen. Dazu fahren sie in die sehr nahe gelegenen Städte Neukirchen, Furth im Wald, Cham u.s.w."
Auf die Frage, ob es Probleme in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gibt, folgte eine erstaunlich positive Antwort. Trotz kultureller und sprachlicher Unterschiede scheint man sich einig zu sein.
"Zum Glück gibt es kaum Probleme in der Zusammenarbeit. Probleme bestehen nur bei der Planung und Umsetzung der Projekte auf Grund der Bürokratie der Europäischen Union. Die Antragstellung der Projekte ist sehr schwierig und die Verwaltung ist sehr kompliziert. Es ist manchmal sogar unklar, ob eine Zusammenarbeit zustande kommt. Gelegentlich scheitert die ganze Sache an nur einer Kleinigkeit. Ich stelle mir in der Zukunft vor, dass die Beziehungen so ein Niveau erreichen wie es sich beide Seiten vorstellen. D.h., dass die Zusammenarbeit weiter ausgebaut wird und nicht nur im kulturellen Bereich."
Doch die Arbeit in allen fünf Euroregionen an der deutsch-tschechischen Grenze gestaltet sich so unterschiedlich wie die Landschaft selbst. An der sächsisch-tschechischen Grenze bestehen erhebliche Probleme, die sich auf Grund der wirtschaftlichen Lage im Grenzraum ergeben. An der bayrisch-tschechischen Grenze hingegen konzentriert man sich wegen der entspannteren wirtschaftlichen und geografisch günstigen Gegebenheiten eher auf den Tourismus und kulturelle Veranstaltungen. Allerdings arbeiten beide Nationen eher für sich allein und relativ kommunikationslos, obwohl man das gleiche Ziel verfolgt.