Denisa Mysková und ihr preisgekröntes Buch "Symbiont"
In diesem Jahr ging einer der Preise für das "Schönste Buch der Welt" an die tschechische Künstlerin Denisa Mysková. In unserer heutigen Sendung stellt Ihnen Martina Zschocke die Preisträgerin und ihr Buch "Symbiont" vor.
Schöne Bücher. Wer denkt da nicht an lange Herbstabende an denen man durch Seiten blättert, an denen alles stimmt bis ins vielbeschworene i-Tüpfelchen: die Farben, der Geruch, edles Papier und ausgefeilte Typographie... Romane oder Gedichtbände mit gelungenen Illustrationen, Bild- oder Fotobände, die man vom Einband bis zur letzten Seite genießen kann wie einen edlen Wein.
Jedes Jahr trifft sich in Deutschland eine internationale Jury - eingeladen von der Stiftung Buchkunst - die es sich zur Aufgabe macht, die schönsten Bücher des Jahres mit Preisen zu krönen. In diesem Jahr bewarben sich 33 Länder. Einen der begehrten Preise - die Bronzemedaille - gewann die tschechische Künstlerin und Grafikdesignerin Denisa Mysková für ihr Buch "Symbiont". Sie zeigt sich gleichermaßen überrascht wie erfreut über diesen Preis:
"Ich war sehr überrascht, ich wusste gar nicht, dass das Buch hier vorgeschlagen wurde. Das war überhaupt nicht mein Verdienst. Das Buch wurde vom tschechischen Kulturministerium angemeldet. Bei uns in Tschechien werden die schönsten Bücher ausgewählt - organisiert wird das vom Denkmal für Nationales Schrifttum in Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium. Ich wusste nicht einmal, dass das Buch angemeldet war. Das war ganz sicher eine Überraschung für mich. Ich nahm vor zwei Wochen das Telefon ab und habe das erfahren, das war sehr, sehr schön."
Jury und Publikum der Leipziger Buchmesse waren sich offensichtlich einig. Vor Denisa Myskovas Buch herrschte immer großer Andrang, und das obwohl es die meisten nicht einmal lesen konnten. Ob es ihr erstes Buch sei, frage ich die junge Künstlerin, die erst kürzlich die Kunsthochschule abgeschlossen hat:
"Nein, es ist mein zweites. Ich habe alles daran selbst gemacht, aber den Text haben zwei Freunde von mir geschrieben. Ich bin kein Schriftsteller. Ich bin Grafikdesignerin. Ich hatte einige Probleme das zu schreiben, also haben mir zwei gute Freunde geholfen. Sie haben mir eine Art Komposition geschrieben. Und weil die sehr konkret war, habe ich versucht nur kurze Sätze zu verwenden, auch weil der grafische Teil sehr wichtig war, die Illustrationen. Es ist sehr schade, dass die Leute hier den Text nicht verstehen können. Der ist sehr lustig. Es ist eine kleine erotische Geschichte."
"Der spielerische Umgang mit Typographie und illustrativen Elementen setzt in moderner Form die tschechische Tradition der Buchgrafik fort. Das kleinformatige Buch ist konsequent durchgestaltet in einem klar reduzierten, ungewöhnlichen Farbkanon. Die Dramaturgie der Typographie und Bildsprache macht die Lektüre des Buches zu einem sinnlichen Erlebnis.", so begründete die Jury die Preisvergabe für dieses Buch. Und es macht tatsächlich Spaß durch diesen Band zu blättern. Ungewöhnliche Farben wie Pink und Gold werden ergänzt von witzigen, minimalistischen Formen. Was sie dazu bewegte so außergewöhnliche Farben und Formen für die Gestaltung ihres Buches zu verwenden, frage ich Denisa Myskova:
"Also das ist meine Art und Weise mich auszudrücken. Ich habe mich immer mit Ornamenten beschäftigt und habe auch immer so ähnliche Farben verwendet. In meinem Fall ist das eine fließende Entwicklung gewesen." Auf die Frage, ob sie ähnliche Farben auch bereits in ihrem ersten Buch verwendet hat, antwortet die Buchkünstlerin:
"Also, ich denke, die Kombination war ein bisschen anders, es waren eher etwas andere Farben. Ich habe zum Beispiel nie gedacht, ich könnte Gold verwenden, das war jetzt das erste Mal. Und ich habe mich erst ein wenig davor gefürchtet Gold zu verwenden."
Neben diesen Farben verwendet sie auch vielfach Piktogramme, die zum besonderen Reiz des Buches beitragen. Denisa Myskova erklärt ihre Entwicklung hin zu dieser speziellen Illustrationsweise so:
"Ich bin hauptsächlich in der letzten Zeit zu diesen Elementen gekommen. Als ich noch studierte, habe ich mich anfangs mehr über Zeichnung ausgedrückt und wenn wir etwas drucken sollten, habe ich die Farben und Formen immer auf ein Minimum reduziert. Das hat mir dann sehr geholfen. Später habe ich meine Meinung geändert und das ganz bewusst so gemacht. Es hat mir gefallen."
Dieser Preis ist ein guter Anfang auf dem beruflichen Weg der jungen Künstlerin. Demnächst wird sie erst einmal nach Japan gehen. Von der japanischen Regierung erhielt sie ein Kunststipendium für zwei Jahre. Sie erzählt wie ihre weiteren Pläne aussehen:
"Ich bin mit dem Studium fertig und hoffe, dass es in Japan ziemlich interessant wird. Ich habe jetzt eine Weile gearbeitet und eher kommerzielle Sachen gemacht und deshalb freue ich mich schon darauf, jetzt wieder die Gelegenheit zu haben, Bücher zu machen. Das habe ich ziemlich gern. Ich habe gerade ein Projekt geschrieben. Ich will in Japan irgendeinen europäischen und einen japanischen Gedichtband gestalten. Mal sehen, was dort im Rahmen des Ateliers möglich ist."
Obwohl sie schon sozusagen mit einem Fuß in Japan ist, freut sie sich sehr über diesen Preis. "Na, das ist schon ganz sicher ein schönes Gefühl. Das ist schön so einen Preis zu bekommen, besonders wenn man sich mit etwas so lange beschäftigt und so viel Energie und Zeit investiert hat. Aber es tut mir etwas leid, dass man das Buch in Tschechien nicht in den Buchhandlungen finden kann. Aber das ein tschechisches Buch international so geschätzt wird, das ist ganz sicher auch gut."
Wir hoffen mit Denisa Mysková, dass sie mit vielen schön gestalteten Gedichtbänden im Gepäck aus Japan zurückkehren wird und diese dann vielleicht bei der nächsten internationalen Preisverleihung zu finden sind.
Damit sind wir am Ende unserer heutigen Sendung. Und vielleicht hat sie unser heutiges Thema des schönsten Buches ja animiert, die Muße des heutigen Feiertags zu nutzen und mal wieder durch ihre Bücherregale zu gehen, um dann bei einem Kaffee durch das eine oder andere schön gestaltete Exemplar zu blättern. Einen schönen Feiertag wünscht Ihnen Martina Zschocke.
