Alter Weihnachtsmarkt im neuen Gewand

Weihnachtsmarkt in Prag

Besonders romantisch ist der Altstädter Ring am Abend. Das weiß jeder, der Prag einmal besucht hat. Seit dem Wochenende erstrahlt der weiträumige Platz mit den bunt verzierten Häuserfassaden um Teyn-Kirche und Jan-Hus-Denkmal noch heller als sonst. Der Weihnachtsmarkt ist eröffnet. Nach Korruptionsvorwürfen an die Betreiber des Markts im vergangenen Jahr hat die Stadt Prag für 2004 neue Organisatoren engagiert. Kleiner, feiner und gemütlicher soll es bis zum 6. Januar in der festlich geschmückten Prager Innenstadt um Altstädter Ring und Wenzelsplatz zugehen. Anne Lemhöfer war für Radio Prag bei der Eröffnung dabei.

Weihnachtsmarkt in Prag
Alles andere als besinnlich endete der Prager Weihnachtsmarkt 2003 für Malcolm Tuffin aus Großbritannien. Heute vor einem Jahr, am Nikolaustag, stürzte die über 30 Meter hohe Fichte auf Buden und Menschenmenge am Altstädter Ring und verletzte den englischen Touristen schwer. Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen und die Betreiberfirma heftig in die Kritik brachte. Deren Marktkonzept hatte auch vor dem tragischen Unfall vielen nicht gefallen: Zu kommerziell, zu groß, zu kitschig werde der weihnachtliche Budenzauber vor historischer Kulisse inszeniert. Zudem wurde von undurchsichtigen Verträgen und Vetternwirtschaft gemunkelt. Die Stadt Prag trennte sich schließlich von ihrem Geschäftspartner. Und in diesem Jahr soll nun alles anders werden. Wie, das erklärt Libor Votruba, der Geschäftsführer der neuen Betreiberfirma Taiko:

"Wir haben für den ganzen Weihnachtsmarkt ein neues Konzept ausgearbeitet. Die Buden sind in Form eines Sterns angeordnet. Auf dem Altstädter Ring können sich Besucher von einer erhöhten Brücke aus den Markt von oben ansehen. Dort haben wir 80 Stände an Verkäufer von traditionellen Weihnachtswaren vermietet, dazu wird an acht Buden Essen und Glühwein verkauft. Das sind weniger als im Vorjahr. Am Wenzelsplatz sind insgesamt 70 Verkaufsstände und fünf Essbuden aufgebaut. Anders als in den vergangenen Jahren werden tatsächlich nur Waren verkauft, die etwas mit Weihnachten zu tun haben - kein Plastikspielzeug, keine T-Shirts, keine Mützen."

Weihnachtsmarkt in Prag
Christbaumkugeln aus hauchdünnem Glas warten in den Holzbuden auf Käufer. Kleine weiße Porzellanengel mit goldenen Flügeln werden von Pragern und Touristen aus aller Welt neugierig beäugt und vorsichtig in die Hand genommen. Dazu zieht der Duft von gebrannten Mandeln und frischen Lebkuchen durch die engen Gänge zwischen den Verkaufsbuden. Wer die rot gefrorenen Hände mit mährischem Glühwein aufwärmen will, muss sich in meterlange Schlangen einreihen. Und Bratwurst gibt´s natürlich auch. Viele tausend Besucher strömten bereits zum Eröffnungstag auf den Altstädter Ring. Kinder hatten sich als Nikoläuse verkleidet. Besonderes Augenmerk haben die Marktbetreiber von Taiko auf die sichere Verankerung der beiden zehn und 20 Meter hohen Weihnachtsbäume gelegt. Beide sind deutlich kleiner ausgefallen als im vergangenen Jahr. Denn der Schreck über die gestürzte Fichte sitzt vielen Pragern auch ein Jahr später noch in den Knochen. Dazu Votruba:

"Was die Bäume angeht, haben wir größten Wert auf den Sicherheitsaspekt gelegt. Wir haben beide Fichten gemeinsam mit Forstexperten aus Brno ausgesucht. Das Holz ist von besserer Qualität als im Vorjahr. Dazu haben wir Experten für Statik beauftragt, die im Vorfeld Analysen angestellt und das Aufstellen überwacht haben. Und für den Fall, dass doch etwas passiert, haben wir für 25 Millionen Kronen eine Versicherung abgeschlossen."

Der Prager Weihnachtsmarkt auf dem Altstädter Ring und dem Wenzelplatz hat bis zum 6. Januar geöffnet. Jeden Tag ab 18 Uhr gibt es auf der Bühne am Altstädter Ring ein Kulturprogramm für Kinder und Erwachsene.