Die Leute hatten sie gern, weil sie anders war. Zum Tode von Zuzana Navarova
Es gibt viele schöne Anlässe, ihre Lieder zu hören - heute aber ist es ein trauriger: Die Sängerin und Liedermacherin Zuzana Navarova ist tot. Nach langer, vor der Öffentlichkeit verborgener Krankheit starb sie gestern im Alter von 45 Jahren in Prag. Thomas Kirschner mit einem Nachruf auf die kleine große Dame der tschechischen Musikszene.
In der alternativen Musikszene Tschechiens war Zuzana Navarova eine Ausnahmeerscheinung. Als Komponistin entzog sie sich mit ihren einfallsreich instrumentalisierten, von bildhafter Sprache getragenen Liedern jeder Zuordnung, als Produzentin und Ratgeberin haben ihr zahlreiche nachkommende Talente den Durchbruch zu verdanken, darunter etwa die mittlerweile international bekannte Roma-Sängerin Vera Bila. Ihre eigene Karriere begann Navarova 1980 mit der Gruppe Nerez. Deren Alben
gehörten bald nicht nur zu den Verkaufsschlagern in der Tschechoslowakei, sondern wurden auch von den Kritikern hoch gelobt. Umso überraschender die Trennung von Nerez Mitte der 90er Jahre: Navarova, die Spanisch studiert und lange Zeit auf Kuba gelebt hatte, wandte sich in ihrer Solokarriere nun spanischen und lateinamerikanischen Rhythmen zu. Die letzten beiden Alben nahm sie zusammen mit der multiethnischen Gruppe KOA auf, durch die ihre Lieder weitere Impulse bekamen. In den Texten mischt sich Tschechisch mit Spanisch, Englisch, Ungarisch oder Roma.Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit engagierte sich Navarova auch in einer Stiftung, die Senioren in schwierigen Lebenslagen und jungen Künstlern hilft. Am wichtigsten war ihr aber stets die Musik. Und so stand Zuzana Navarova noch bis in den November regelmäßig auf der Bühne. Eine kleine, bescheidene Frau mit einem leisen Lächeln. "Sie war anders, deshalb hatten sie die Leute gern", erinnert sich ein Musiker aus ihrer Band. Von ihrem schweren Krebsleiden wusste nur ihre engste Umgebung. Gestern starb Zuzana Novarova mit nur 45 Jahren. Ihre Lieder aber werden auch ohne sie weiterleben.