Grenzüberschreitende Verständigung im "Schluckenauer Zipfel"
Ein ambitioniertes Projekt bemüht sich seit Jahren im sogenannten Schluckenauer Zipfel in Nordböhmen um die Geschichte der Region und die Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen nach Sachsen. Fördergelder der EU sollen nun dabei helfen. Thomas Kirschner berichtet.
Sluknov / Schluckenau, ein kleines Städtchen in Nordböhmen, unweit der sächsischen Grenze. Der Blick nach Deutschland liegt hier noch näher als in anderswo in der Gegend, denn die Grenze verläuft hier in einer seltsamen Ausbuchtung, so dass die kleine Region in drei Himmelsrichtungen an Deutschland grenzt - der sogenannte Schluckenauer Zipfel. Seit bereits fünf Jahren bemüht sich die "Gesellschaft zur nachhaltigen Entwicklung des Schluckenauer Zipfels" um eine kulturelle Belebung der Region. Und die endete früher für die Menschen hier nicht an der Staatsgrenze, weiß der Mitarbeiter der Gesellschaft, Filip Magr:
"Vor dem Krieg haben die Menschen in der Region um Sluknov gemeinsam zusammengelebt; die Grenze war damals keine so große Barriere wie nach dem Krieg. Wir bemühen uns nun, diese Barriere wieder abzutragen, an die Vorkriegskontakte anzuknüpfen und einfach wieder gemeinsam miteinander zu leben, wie das früher hier normal war."
Ein Wahrzeichen der Region beiderseits der Grenze sind die historischen sogenannten Umgebindehäuser, bei denen ein inneres Massivhaus von einem äußeren Fachwerkvorbau umgeben wird. Sie zu erhalten ist ein Ziel der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, so Filip Magr:
"Die Umgebindehäuser sind typisch für die hiesige Landschaft, nicht nur für Sluknov, sondern auch für das sächsische Grenzgebiet. Vor wenigen Jahren hat sich eine Interessensgruppe für die Umgebindehäuser zusammengefunden, die nun versucht, die Region als ´Umgebindeland´ zu popagieren."
Für ihre weitere Arbeit hat die Gesellschaft nun fast 25 000 Euro aus dem Topf des europäischen Phare-Programms erhalten. Pläne sind reichlich vorhanden, erläutert Magr:
"Wir planen die Realisierung von einer Reihe von Projekten. Das erste und größte ist die Zusammenarbeit von tschechischen und sächsichen Museen aus der Region. Neben gemeinsamen Treffen ist vor allem die Herausgabe einer gemeinsamen regionalgeschichtlichen Zeitschrift geplant."
Nicht zu kurz kommen sollen aber auch die Begegnungen zwischen den Menschen aus der Region Sluknov und der angrenzenden sächsichen Oberlausitz. Gemeinsame Handwerkermärkte bieten ebenso eine Gelegenheit zum Zusammenkommen wie eine mittlerweile traditionelle Fahrradsternfahrt im Sommer.