Deutschsprachiges Studententheater: Die alte Dame zu Besuch in Brünn

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Nicht nur in Seminaren und Vorlesungen beschäftigen sich Brünner Germanistikstudenten mit der Literatur und Kultur des deutschen Sprachraumes, sondern teils auch ganz praktisch: beim Theater. Bühnen- und Umgangssprache ist dabei Deutsch. Thomas Kirschner hat bei einer Probe zugeschaut.

"Dieser Trauergesang! Warum singt ihr diesen Trauergesang? Aber Herr Ill! In Anbetracht des Todes des schwarzen Panthers -- Auf meinen Tod übt ihr dieses Lied! Auf meinen Tod!! Herr Ill! Ich muss doch sehr bitten!"

Einmal in der Woche geht es am Germanistischen Institut der Uni Brünn um Liebe, Tod und Rache. Verantwortlich dafür: der österreichische Lektor Florian Korczak. Er leitet die Proben der studentischen Theatergruppe am Lehrstuhl.

"Wir machen Dürrenmatt, den ´Besuch der alten Dame´. Ein Stück, das in diesem Jahr, 2005, fünfzig Jahre alt wird - ein kleines Jubiläum also - und das doch bei aller Tragik auch noch genug zum Lachen bietet."

Als Schauspieler müssen die Studenten aus sich herausgehen, in fremde Rollen schlüpfen - nicht gerade das, was sonst an der Uni von ihnen gefordert wird. Keine einfache Aufgabe also, noch dazu, wenn alles in einer Fremdsprache ablaufen soll. Martina Petrakovicova macht das Spielen trotzdem Spaß.

"Also ich spiele Claire Zachanassian. Claire ist eine ganz schwierige Rolle - sie hat viele Emotionen in sich. Jetzt bin ich ein bisschen lasziv, ein bisschen verzweifelt, ein bisschen auf Rache gestimmt. Wie es mit dem Deutsch geht? Für mich ist es sehr schwer - aber ganz viel üben, dann geht es!"

Durch das Theaterspiel ergibt sich auch ein neuer Bezug zur deutschen Sprache. Die ist nicht mehr nur Unterrichtsfach, sondern selbstverständliches Kommunikationsmittel - in der Rolle ebenso wie bei Diskussionen über die Inszenierung. Für die junge Germanistin Ivana Studena liegt darin auch der Unterschied zu den üblichen Seminaren und Vorlesungen:

"Man hat hier die Gelegenheit zu sprechen. In den anderen Seminaren hört man nur zu und spricht nicht."

Auch der Lektor Florian Korczak hebt den positiven Effekt des Theaters auf die gesamte Unterrichtsatmosphäre hervor:

"Ich finde, die Studenten werden lockerer und wir wachsen als Gruppe zusammen. Sie steigen einfach ein, planen mit und werden selbst kreativ. Das läuft jetzt sehr gut."

Für den Mai ist die Premiere in einem Brünner Theater geplant. Bis dahin steht allerdings noch jede Menge Feinarbeit an, damit zum Schluss auch jede Betonung richtig sitzt...