60 Jahre nach Kriegsende 1945: Prag bereitet sich in großem Stil auf die Feiern vor

Heute vor 60 Jahren tobten in ganz Mitteleuropa die letzten erbitterten Kämpfe der Alliierten, der Sowjetarmee und der mit ihnen verbündeten kleineren Armeen gegen die Truppen des faschistischen Hitlerregimes. Noch viele Tausende Menschen, Soldaten wie unschuldige Zivilisten, mussten dabei ihr Leben lassen. Aus diesem Grund bereiten sich dieser Tage auch in ganz Tschechien historische Orte auf ihre groß angelegten Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung der Opfer und zum abermaligen Dank an die Befreier vor. Die tschechische Hauptstadt Prag war hierbei übrigens die letzte europäische Großstadt, die von ihren deutschen Besatzern befreit wurde. Daher ist es auch kein Wunder, dass die Moldaumetropole in ziemlich großem Stil ihre Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Kriegsendes durchführen wird. Lothar Martin war für Radio Prag am Donnerstag auf der Pressekonferenz, wo das riesige Programm der Prager Feierlichkeiten vorgestellt wurde.

Lothar, was erwartet die Prager und die Besucher der Stadt in den Tagen vom 5. bis 8. Mai, auf die sich die Feierlichkeiten im Wesentlichen erstrecken?

"Dutzende größere und kleinere Veranstaltungen, doch hervorzuheben wären sechs Großveranstaltungen, die ich kurz vorstellen möchte:

- 5. und 7. Mai: Rekonstruktion des Kampfes um den Tschechischen Rundfunk, auch Präsident Vaclav Klaus wird anwesend sein,

- 8.5., 15 Uhr: Autocamping im Stadtteil Branik an der Moldau - militärhistorische Organisationen stellen die größte Schlacht auf dem Gebiet der Hauptstadt nach,

- 8.5., 10 bis 19 Uhr: Aktion "Barikada 2005", eine Aktion des vierten Prager Stadtbezirks - auch hier wird ab 15 Uhr ein Barrikadenkampf nachgestellt, dazu werden historische Militärtechnik vorgeführt und ein buntes Rahmenprogramm veranstaltet,

Demarkationslinien Dejvice
- Aktion Demarkationslinien Dejvice - im sechsten Prager Stadtbezirk wird eine dortige große Hauptstraße in fünf Demarkationszonen unterteilt, in denen die Besucher die nationale Küche der vier Siegermächte und der Tschechischen Republik sowie kulturelle Darbietungen dieser Länder genießen können,

- Filmfestival des Kriegsfilms - in drei Prager Kinos werden Heldenepose, Kriegsfilme und historische Wochenschauen gezeigt,

- Militärhistorische Parade auf dem Letna-Plateau: Hier werden nacheinander historische Truppenverbände der ehemaligen Tschechoslowakischen Armee einschließlich einer Ehrenkompanie der Siegertruppen des Zweiten Weltkriegs sowie tschechoslowakische Legionäre aus der ersten Republik, Überlebende des tschechischen Fliegerkorps in Großbritannien sowie militärhistorische Klubs aus der Slowakei (Nationalaufstand), Polen (Befreiung Nordböhmen, Nordmähren) und aus St. Petersburg über den großen Platz vor der Toyota Arena defilieren. Des Weiteren wird man einen großen Verband amerikanischer Kriegstechnik (Befreiung Pilsen) sowie insgesamt zwölf historische Panzer bestaunen können,

- Der 8. Mai endet mit einem riesigen Feuerwerk, in das auch Kampfgeräusche und musikalische Darbietungen eingewoben werden."

Lothar, warum wird hierzulande eigentlich so oft des Kriegsendes mit der Nachstellung von Schlachten und Kämpfen gedacht?

"Ja, darüber habe ich u. a. mit dem Pressesprecher der Stadtverwaltung des elften Prager Stadtbezirks, Filip Prochazka, gesprochen. Auch in diesem Stadtbezirk wird eine historische Schlacht nachgestellt. Herr Prochazka teilt die Auffassung der Organisatoren solcher Veranstaltungen, die finden, dass hierzu wesentlich mehr Besucher kommen als zu reinen Gedenkveranstaltungen."