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Premierminister: Samtene Revolution war das wichtigste Ereignis der modernen Geschichte
Premier Andrej Babiš betrachtet die Samtene Revolution als das wichtigste Ereignis der modernen Geschichte des Landes. Er sagte dies in seiner Rede im Nationalmuseum anlässlich der Gedenkfeiern zum 30. Jubiläum der Wende in der Tschechoslowakei 1989. In seiner Ansprache schätzte Babiš Václav Havel hoch. Havels Mut in der Zeit des Kommunismus und der Samtenen Revolution sei bewundernswert, obwohl die Meinungen über seine Person auseinandergingen, wie es bei allen prägenden Persönlichkeiten der Fall sei.
Babiš bedankte sich bei den Begründern des Bürgerforums und weiterer Initiativen im Dissent und im Exil, sowie bei denjenigen Politikern, die die Tschechische Republik in die Nato und in die EU geführt hatten. Er sei nicht stolz darauf, ein Mitglied der kommunistischen Partei gewesen zu sein, sagte er weiter.
Der tschechische Regierungschef sowie seine Amtskollegen aus den Visegrád-Staaten und der Bundestagsvorsitzende Wolfgang Schäuble haben am Vormittag eine Ausstellung im Nationalmuseum zu eröffnet.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat beim Festakt dazu aufgerufen, Europa zu stärken und Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Er mahnte, dass die Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich seien. Die Lehre von 1989 sei, nichts müsse so bleiben, wie es sei, so Schäuble.
Studenten-Umzug wie vor 30 Jahren: 10.000 Bürger nehmen teil
Etwa 10.000 Studenten der Prager Hochschulen, Studentenführer von 1989 und Bürger trafen sich am Sonntagnachmittag im Universitätsquartier Albertov in der Prager Neustadt. Dort hatte die Samtene Revolution vor 30 Jahren ihren Anfang genommen. Die Redner forderten in ihren Ansprachen dazu auf, aktiv zu sein und die Verantwortung für die Entwicklung im Lande zu übernehmen.
Neben den Festreden gab es auch ein Pfeifkonzert für den Rektor der Karlsuniversität, Tomáš Zima, unter anderem wegen seiner Rolle im Kommunismus, aber auch wegen einiger seiner Schritte aus der jüngsten Zeit. Danach begab sich ein Studenten-Umzug von der Straße Albertov auf den Friedhof Vyšehrad und weiter bis ins Zentrum. Dabei handelt es sich um eine Rekonstruktion der Studentenproteste, deren brutale Niederschlagung am 17. November 1989 die Initialzündung für die Samtene Revolution war.
Gedenken an Verfolgung und Ermordung tschechischer Studenten von 1939
Die Aufrufe zu einem Dialog und zur Suche nach dessen, was die Gesellschaft verbindet, dominierten den Gedenkakt vor dem Hlávka-Wohnheim in der Prager Neustadt am Sonntag.
Etwa 200 Teilnehmer erinnerten dort an die Ereignisse vom Herbst 1939. Damals wurde bei einer Demonstration gegen die Nationalsozialisten der Student Jan Opletal tödlich verletzt. Im Anschluss an einen friedlichen Trauerzug nahmen die deutschen Besatzer damals insgesamt 1200 Studenten fest und verschleppten sie in Konzentrationslager. Neun von ihnen wurden am 17. November in Prag erschossen.
Glockengeläut zum Andenken an Opfer und Preise für Gegner der totalitären Regimes
Am 17.11. um 17 Uhr 11 Minuten haben in ganz Tschechien Glocken geläutet. Der Verein Post Bellum hat damit der Opfer des kommunistischen Regimes und weiterer Menschen gedacht, die sich dem totalitären Regime zur Wehr gestellt hatten.
Am Abend wird Post Bellum im Nationaltheater in Prag die „Preise des Nationalen Gedenkens“ (Cena Paměti národa) verleihen. Mit diesen werden seit 2010 Widerstandskämpfer und Gegner des nationalsozialistischen und des kommunistischen Regimes geehrt. Im Jahr des 30. Jubiläums der demokratischen Wende in Mitteleuropa werden nicht nur Tschechen und Slowaken, sondern auch Bürger aus Polen, Ungarn und der ehemaligen DDR ausgezeichnet. Unter ihnen ist auch der deutsche Physiker und Philosoph sowie ehemalige Oppositionelle und politische Gefangene in der DDR Dietrich Koch.
Prager Theaterfestival deutscher Sprache beginnt
Im Prager Theater auf den Weinbergen wurde am Samstagabend das Prager Theaterfestival deutscher Sprache mit der Vorstellung Der Menschenfeind des Berliner Deutschen Theaters eröffnet. Zehn herausragende Inszenierungen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein und Tschechien werden in den kommenden zwei Wochen auf mehreren Bühnen Prags präsentiert. Auch dieses Jahr wird die beste tschechische Inszenierung eines deutschgeschriebenen Textes mit dem Josef-Balvín-Preis ausgezeichnet. Die Fachjury hat diesmal die Aufführung des Theaters Komorní scéna Aréna aus Ostrava / Ostrau Wintersonnenwende von Roland Schimmelpfennig in der Regie Adam Svozils und Kristýna Jankovcovás zum Preisträger gekürt. Die 24. Auflage findet vom 16. November bis 3. Dezember statt.
„König vom Böhmerwald“ Josef Hasil ist tot
Im Alter von 95 Jahren ist am freitag in den USA der Widerstandskämpfer gegen den Kommunismus Josef Hasil gestorben. Hasil war als „König vom Böhmerwald“ bekannt. Der ehemalige Grenzpolizist war nach 1948 Überführer an der tschechoslowakisch-bayerischen Grenze. Er schmuggelte Menschen nach Bayern, die vom kommunistischen Regime verfolgt wurden. 1949 wurde Hasil selbst gefasst und eingesperrt, konnte aber entfliehen und setzte seine Tätigkeit im Auftrag der CIA fort. Später emigrierte er in die USA.
2001 wurde Hasil von Präsident Václav Havel mit der Medaille für Heldentum ausgezeichnet. Das Schicksal des „Königs vom Böhmerwald“ diente als Vorlage für mehrere Filme und Bücher.
Wetter am Montag, den 18. November
Am Montag ist es in Tschechien bewölkt bis bedeckt, örtlich mit Regen oder Regenschauern. Im Tagesverlauf nehmen die Niederschläge vom Südwesten her ab. Die Tageshöchsttemperaturen steigen auf 10 bis 15 Grad, im Westen nur auf 8 Grad Celsius.