Tschechische Software für Scotland Yard

Foto: Tero Vesalainen, Pixabay / CC0

Die Firma Compelson stellt Software her zur Analyse von Handydaten. In diesem Bereich gehört das tschechische Unternehmen sogar zur Weltspitze.

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Dušan Kožušník mit seiner Gesprächspartnerin  (Foto: Archiv von Klára Stejskalová)
Dušan Kožušník ist als Fachmann genauso gefragt wie die Software seiner Firma. Im Oktober war er auf einer Tour durch die USA. Seine Kunden sind Ermittlungsbehörden, die Daten aus dem Mobilfunk auswerten wollen. Dazu Kožušník gegenüber Radio Prag International:

„Dahinter steht das Interesse des Staates, in schweren und weniger schweren Fällen herauszufinden, was der Nutzer mit seinem Handy gemacht hat. Also mit wem er gesprochen hat und Ähnliches. Da die heutigen Smartphones eine wichtige Stellung im Leben vieler Menschen haben, lassen sich durch die Datenanalyse auch schwere Fälle lösen. Meine Firma hat 1996 diesen Bereich überhaupt erst begründet. Und in der Folge hat sich unsere Technik als wichtiger Teil der Ermittlungsarbeit durchgesetzt.“

Foto: YouTube Kanal von Compelson
Compelson ist 1991 entstanden. Dušan Kožušník und sein Team konzentrierten sich zunächst auf Computersicherheit. Ihr erstes Produkt war ein Antivirenprogramm für die Hardware von klassischen PCs, also für MS-DOS und später Windows. Dieses Programm war sehr erfolgreich. Dann aber zeigte sich gerade der Bereich des Mobilfunks als Wachstumsbranche. Und für forensische Zwecke entstand die Software Mobiledit.

Heute liefert Compelson an Institutionen in 162 Staaten der Welt. Zu den Kunden gehören auch renommierte Behörden wie das FBI oder Scotland Yard. Doch lässt sich überhaupt kontrollieren, dass die Software nicht zur Unterdrückung in undemokratischen Regimes eingesetzt wird? Kožušník bemüht sich um eine diplomatische Antwort:

Ján Kuciak  (Foto: ČT24)
„Wir liefern an standardgemäß geprüfte Partner. Ich wüsste nicht, dass unsere Software in irgendeiner Weise missbraucht wird. Aber natürlich ist keine volle Kontrolle darüber möglich, das übersteigt unseren Rahmen. Hier in Tschechien arbeiten wir mit dem Außenministerium zusammen. Das heißt, unsere Aktivitäten sind aus Sicht der tschechischen Gesetze korrekt.“

Wie der Firmenchef betont, gebe es jede Menge Beispiele für Fahndungserfolge durch die Software von Compelson. Einen Fall aus der letzten Zeit hebt Dušan Kožušník jedoch hervor: der Mord an dem slowakischen Journalisten Ján Kuciak.

„In Kuciaks Telefon wurden verschlüsselte Gespräche gefunden, aus denen hervorging, dass es sich um einen Auftragsmord gehandelt hat. Das zeigt stellvertretend, wie wichtig die Datenanalyse sein kann. Die gängige Forensik beschäftigt sich mit Fingerabdrücken, DNA-Spuren und solchen Dingen. Das reicht jedoch in der heutigen digitalen Welt nicht mehr aus.“

Dušan Kožušník  (links) in Chicago. Foto: Klára Stejskalová
Firmenchef Kožušník ist im Übrigen auch selbst in die Entwicklung der Software eingebunden. Bei Präsentationen im Ausland erläutert er, worum es geht. In diesem Jahr beispielsweise steht für den 50-jährigen Unternehmer noch eine lange Reise nach Indien auf dem Programm.

„Wir gewinnen dort immer wieder bei Ausschreibungen. In Indien arbeiten wir sowohl mit der Zentralregierung zusammen, als auch mit einzelnen Bundesstaaten. Die Fahrt zu unseren Kunden wird dann für mich erst Anfang kommenden Jahres enden.“

In Tschechien hat Compelson im Übrigen ein eigenes forensisches Labor eröffnet. Mit diesem unterstützt der Hersteller die Ermittlungsbehörden bei der Arbeit.